Rede von Courage bei der Protestaktion gegen Enlassungen bei Atmel am 15. Oktober 2012

An die Leitung des Vetrauenskörpers, den Betriebsratsvorsitzenden und stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden und die Geschäftsleitung der Firma Atmel Automotive

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

mit diesem Schreiben möchten wir Sie über die Inhalte der heute durchgeführten Protestkundgebung informieren und Sie auffordern, sich vorbehaltlos und tatkräftig für die Rücknahme der 68 Kündigungen in Ihrer Firma auszusprechen und einzusetzen. Machen Sie praktisch deutlich, dass auch Ihnen der Mensch mehr gilt als der Profit und Sie bereit sind, dafür einzustehen!

Mit freundlichen Grüßen

C. Santo für den Frauenverband Courage


 

Redebeitrag des Frauenverbands Courage bei der Protestaktion gegen Enlassungen bei Atmel am 15. Oktober 2012

 

Wir protestieren heute gegen 68 Entlassungen durch die Firma Atmel, gestaffelt bis Ende nächsten Jahres, wegen der Verlagerung der Produktion nach Manila und dem Abbau verschiedener Verwaltungsbereiche vor Ort, die im globalen Konzern verschwinden werden.

 

Was nützt Protest, wenn die Konzernleitung bereits entschieden hat?

Wir protestieren gegen die Entlassungen, weil Menschen zur Existenzsicherung einen Arbeitsplatz brauchen; man kann Menschen, die vielleicht auch noch eine Familie versorgen müssen, nicht einfach auf die Straße setzen.

Wir protestieren auch gegen die Art, wie die Entlassungen abgewickelt werden: in geheimen Verhandlungen, ohne jegliche Beteiligung der Betroffenen, lautlos, ohne Öffentlichkeit, soll der Gekündigte, alleine auf sich gestellt, die Entlassung einfach hinnehmen.

Das wollen wir lautstark anprangern und die Geschäftsleitung aufforden, die Kündigungen zurückzunehmen. Denn uns geht es nicht um Profite, sondern um Menschen!

 

Niemand wird auf die Straße gesetzt, es gibt eine Transfergesellschaft und etliche Arbeitsplätze konnten durch einen Sozialplan gerettet werden

Mit dem Übergang in die Beschäftigungsgesellschaft akzeptiert der Gekündigte die Entlassung, die Firma entledigt sich ihrer Angestellten mithilfe eines Verschiebebahnhofs, stiehlt sich aus der Verantwortung. Der Gekündigte wird geparkt und das Arbeitsamt muss größtenteils für die Kosten aufkommen. Wir können in dieser Maßnahme keine beruflichen Perspektiven für die Betroffenen erkennen.

Ebensowenig akzeptieren wir die Darstellung, ein Sozialplan mache die Kündigungen humaner. Jede Entlassung ist unsozial! Welche Perspektiven hat eine gekündigte 57-jährige nach 28 Jahren Betriebszugehörigkeit? Zu alt für den Arbeitsmarkt, zu jung für die Rente, da bleibt wohl nur Hartz 4 mit gehörigen Rentenabschlägen und spätestens vor Hartz 4 ist die ganze Abfindung weg. Nach langen Arbeitsjahren im Dienste der Firma wartet im Alter die Armut. Das ist bestimmt nicht sozial!

Ob gewollt oder ungewollt, ein Sozialplan spaltet die Belegschaft: Warum darf der eine bleiben und muss der andere gehen? Das schürt Konkurrenz und Neid und hält vom solidarischen Kampf für den Erhalt aller Arbeitsplätze ab. Und welche Aussicht haben die Nicht-Gekündigten, die weiterbeschäftigt werden? Mit eingezogenem Kopf hoffen, dass sie auch bei der nächsten Konzernentscheidung wieder ungeschoren davonkommen werden? Eine fürwahr traurige Perspektive!

 

 

Weshalb organisiert der Frauenverband Courage diese Protestkundgebung?

Weil wir uns unserer gesellschaftlichenVerantwortung bewusst sind und wir nicht einfach hinnehmen wollen, dass mit Menschen so umgesprungen wird. Wir sind keine Außenstehenden, wie uns manche weismachen wollen. Doch, heute stimmt es sogar, wir stehen draußen vor dem Tor, aber nur, weil wir in den Betrieb hinein vielfältige Beziehungen haben: als direkt Betroffene, die ihre Kündigung verkraften müssen; als Familienangehörige von Weiterbeschäftigten, die sich nicht gegen entlassene Kollegen ausspielen lassen möchten; als gewerkschaftlich Organisierte, für die Solidarität kein Fremdwort ist und die sich angriffslustig wehren wollen; als Frauen, die sich um die Gesellschaft und die Zukunft unserer Kinder Gedanken machen. Wir gehören dazu und lassen uns unsere Courage nicht abkaufen!

 

Besonders laut wollen wir auch gegen die Vernichtung von Frauenarbeitsplätzen protestieren, von denen wir nicht weniger, sondern mehr brauchen.

 

 

 

Für den Erhalt aller Arbeitsplätze bei Atmel Automotive und die Rücknahme der Kündigungen!

Für die Einheit aller Atmel-Kolleginnen und –Kollegen – gegen Vereinzelung und Spaltung!

Für konstruktive Beratungen über die weitere Zukunft des ganzen Standorts unter Einbeziehung aller Kolleginnen und Kollegen!

People over profit!

Für uns stehen die Menschen im Mittelpunkt, nicht der Profit!

 

 

 

 

 

 

v.i.S.d.P: C. Santo, Hölderlinstr. 10, 74223 Flein