Die Verhandlungen zwischen Vertretern der Regierung in Manila und den Rebellen der Moro Islamischen Befreiungsfront gehen nunmehr ins vierzehnte Jahr

Rainer Werning
Ende des Monats treffen sich unter der Schirmherrschaft Malaysias die Unterhändler Manilas und der Moro Islamischen Befreiungsfront (MILF) zu einer erneuten Verhandlungsrunde in Kuala Lumpur. Das alles überragende Thema ist eine dauerhafte Friedenslösung für den Süden des Archipels (Mindanao, Basilan, Jolo), wo bewaffnete Konflikte seit Ende der 1960er Jahre annähernd 150000 Menschen das Leben kosteten und Hunderttausende zu Flüchtlingen werden ließen. Kernproblem des Konflikts ist Land: Die heute bedeutsamste Widerstandsorganisation der muslimischen Bevölkerung, die MILF, will die Selbstverwaltung eines von ihr bestimmten Territoriums.
Read more »

Die Insel Jolo ist der mit Abstand unsicherste Teil der Philippinen. Das
Geschäft mit Entführungen und Drogenhandel boomt. Für geschickte Vermittler eine
lukrative Angelegenheit

Rainer Werning
Noch im Dezember letzten Jahres sprühte der drahtige
Mittvierziger, stets freundliche und zu Scherzen aufgelegte Malik
L. (Name geändert) vor Lebenslust. Mehrfach begleitete er mich
in den letzten Jahren auf Reisen durch die Insel Jolo auf den
südlichen Philippinen. Gemeinsam mit Verwandten und engen
Freunden sorgte er als ständiger Begleitschutz für die
notwendige »security«. Denn »Sicherheit«,
so einer von Maliks Lieblingssprüchen, war sein Geschäft,
»da kenne ich mich aus«. Kein Wunder, Malik arbeitete
hauptberuflich als Polizist. »Mitglied der Philippine
National Police«, wie er stets stolz betonte. Und immer
schwang dabei dieser ironische Unterton mit, der auf Jolo so
verbreitet ist. Denn nur mit Ironie, so scheint es, lassen sich die
allgegenwärtige Tristesse und Gewalt vergessen, der die knapp
500000 Einwohner der Insel ausgeliefert sind. 

Tragischer Verlust

Unvergeßlich die Szene, als Malik einmal nach einer
völlig schweißtreibenden Tages­tour zu verschiedenen
Gesprächspartnern ein frisches T-Shirt aus dem Wagen holte, es
sich überstreifte und breit grinsend, als schwenkte er
lausbübisch eine kleine Trophäe, auf die Hemdaufschrift
zeigte: »Feel safe tonight, sleep with a cop«
(»Fühl’ dich sicher heute Nacht, schlaf’ mit
’nem Polizisten«) – war darauf gedruckt. Dann
füllte er einen Plastikteller mit Reis, Gemüse,
Fischbällchen oder Seetang, sprenkelte Sojasauce darüber,
um sich, etwas abseits kauernd, zum Abendessen
zurückzuziehen.

Read more »

(zu Deutsch: Das Leben und der Kampf von Crispin Beltran) von Ina Alleco R. Silverio, erschienen bei Southern Voices Printing Press 2010 in Quezon City, Philippinen, ISBN 978 971 94081 5 4

Im April 2010 erschien dieses spannende und informative Buch über den legendären, langjährigen Vorsitzenden der Gewerkschaft Kilusang Mayo Uno, KMU (Gewerkschaftsbewegung des 1. Mai), Crispin Beltran, bekannt als Ka Bel.

Die Autorin, Ina Silverio, hat mit Ka Bel 12 Jahre für ihn bzw. mit ihm zusammengearbeitet und ihm während seines Aufenthaltes im philippinischen Herzzentrum (zu dieser Zeit war er noch als politischer Gefangener inhaftiert, von 24.Februar 2006 bis 2. Juli 2007) den Vorschlag gemacht, ein Buch über sein Leben, das so voll von Dramatik und Aktivitäten war, zu schreiben. In seiner ihm eigenen bescheidenen Art lächelte er und fragte: „Will irgendjemand über mich ein Buch lesen? Warum sollten sie? Ich bin bloß einer von Millionen Gewerkschaftsaktivisten.“ (Ka Bel, S.5) Doch dann ließ er sich darauf ein und ließ seinen Erinnerungen freien Lauf, die dann für die Erstellung des Buches sortiert werden mussten.

Read more »

Arndt Graf, Peter Kreuzer und Rainer Werning (Hgg.):
Pulau Pinang: Universiti Sains Malaysia
Press, 2009. 229 S., USD 12,00

Der von Arndt Graf, Peter Kreuzer und
Rainer Werning herausgegebene Sammelband
vereint Perspektiven zumeist deutscher
Wissenschaftler auf den Konflikt in
104 ASIEN 119 (April 2011)
Mindanao auf den südlichen Philippinen –
ein Konflikt, der seit dem Beginn des Moro-
Widerstands in den 1970er Jahren etwa
150.000 Menschen das Leben kostete und
dessen Wurzeln bis in die spanische Kolonialzeit
zurückreichen. In Deutschland
schenkte man dem Konflikt wenig Beachtung,
bis im Jahr 2000 die Gruppe Abu
Sayyaf die deutsche Familie Wallert zusammen
mit anderen Touristen von der
malaysischen Insel Sipadan entführte und
auf die südphilippinische Insel Jolo brachte.

Buchrezension

http://www.jungewelt.de/2011/02-16/008.php

Tageszeitung junge Welt (Berlin)

16.02.2011 / Ausland / Seite 7

————————————–

Zurück auf »Los«

Philippinen: Erste Friedensverhandlungen zwischen Regierung

und politischem Untergrund seit sechs Jahren

Rainer Werning, Manila

Seit dem gestrigen Dienstag verhandelt die philippinische Regierung mit

dem politischen Untergrund erneut über Frieden – diesmal in Oslo.

Verhandlungsführer sind Alexander Padilla, Staatssekretär im

philippinischen Gesundheitsministerium, und der im niederländischen

Utrecht im Exil lebende Luis G. Jalandoni vom politischen Untergrundbündnis der Nationalen Demokratischen Front der Philippinen (NDFP). Symbolträchtig ist der Zeitplan in der norwegischen Hauptstadt. Fast auf den Tag genau vor 25 Jahren, am 25. Februar 1986, stürzte mit Ferdinand E. Marcos ein langjährig im Westen gehätschelter Machthaber. Und es war ausgerechnet die Mutter des jetzigen Präsidenten Benigno Simeon Aquino III, Corazon C. Aquino, die den Despoten beerbte und die NDFP-Führung erstmalig zu Gesprächen im Malacanang-Palast zu Manila eingeladen hatte.

Nach ständigem Auf und Ab und kurzzeitigen Unterbrechungen der

Gespräche, für die sich beide Seiten gegenseitig den Schwarzen Peter

zuschoben, kam es bis 1998 (nach vorwiegend in den Niederlanden

durchgeführten Treffen) zur Unterzeichnung zweier wegweisender

Vereinbarungen – dem Gemeinsamen Abkommen über Sicherheits- und Immunitätsgarantien (JASIG) und dem Umfassenden Abkommen zur Wahrung der Menschenrechte und des Internationalen Humanitären Rechts (CARHRIHL). Letzteres sah die Schaffung eines Gemeinsamen Monitoringkomitees (JMC) vor, das entsprechenden Beschwerden nachgehen und Rechtsverstöße gemeinsam untersuchen sollte. Das JMC nahm seine Arbeit im Frühjahr 2004 auf, als – nunmehr unter der Ägide des norwegischen Außenministeriums – in Oslo zwischen Februar und Juni desselben Jahres weitergehende Verhandlungen stattfanden.

Read more »