Friedenssuche im Stakkato
Die Verhandlungen zwischen Vertretern der Regierung in Manila und den Rebellen der Moro Islamischen Befreiungsfront gehen nunmehr ins vierzehnte Jahr
Rainer WerningRead more »
Unvergeßlich die Szene, als Malik einmal nach einer
völlig schweißtreibenden Tagestour zu verschiedenen
Gesprächspartnern ein frisches T-Shirt aus dem Wagen holte, es
sich überstreifte und breit grinsend, als schwenkte er
lausbübisch eine kleine Trophäe, auf die Hemdaufschrift
zeigte: »Feel safe tonight, sleep with a cop«
(»Fühl’ dich sicher heute Nacht, schlaf’ mit
’nem Polizisten«) – war darauf gedruckt. Dann
füllte er einen Plastikteller mit Reis, Gemüse,
Fischbällchen oder Seetang, sprenkelte Sojasauce darüber,
um sich, etwas abseits kauernd, zum Abendessen
zurückzuziehen.
(zu Deutsch: Das Leben und der Kampf von Crispin Beltran) von Ina Alleco R. Silverio, erschienen bei Southern Voices Printing Press 2010 in Quezon City, Philippinen, ISBN 978 971 94081 5 4
Im April 2010 erschien dieses spannende und informative Buch über den legendären, langjährigen Vorsitzenden der Gewerkschaft Kilusang Mayo Uno, KMU (Gewerkschaftsbewegung des 1. Mai), Crispin Beltran, bekannt als Ka Bel.
Die Autorin, Ina Silverio, hat mit Ka Bel 12 Jahre für ihn bzw. mit ihm zusammengearbeitet und ihm während seines Aufenthaltes im philippinischen Herzzentrum (zu dieser Zeit war er noch als politischer Gefangener inhaftiert, von 24.Februar 2006 bis 2. Juli 2007) den Vorschlag gemacht, ein Buch über sein Leben, das so voll von Dramatik und Aktivitäten war, zu schreiben. In seiner ihm eigenen bescheidenen Art lächelte er und fragte: „Will irgendjemand über mich ein Buch lesen? Warum sollten sie? Ich bin bloß einer von Millionen Gewerkschaftsaktivisten.“ (Ka Bel, S.5) Doch dann ließ er sich darauf ein und ließ seinen Erinnerungen freien Lauf, die dann für die Erstellung des Buches sortiert werden mussten.
Arndt Graf, Peter Kreuzer und Rainer Werning (Hgg.):
Pulau Pinang: Universiti Sains Malaysia
Press, 2009. 229 S., USD 12,00
Der von Arndt Graf, Peter Kreuzer und
Rainer Werning herausgegebene Sammelband
vereint Perspektiven zumeist deutscher
Wissenschaftler auf den Konflikt in
104 ASIEN 119 (April 2011)
Mindanao auf den südlichen Philippinen –
ein Konflikt, der seit dem Beginn des Moro-
Widerstands in den 1970er Jahren etwa
150.000 Menschen das Leben kostete und
dessen Wurzeln bis in die spanische Kolonialzeit
zurückreichen. In Deutschland
schenkte man dem Konflikt wenig Beachtung,
bis im Jahr 2000 die Gruppe Abu
Sayyaf die deutsche Familie Wallert zusammen
mit anderen Touristen von der
malaysischen Insel Sipadan entführte und
auf die südphilippinische Insel Jolo brachte.
Vor 25 Jahren endete in den Philippinen die Herrschaft des Despoten Ferdinand E.Marcos.
Doch längst besetzen sein Clan und einstige Kumpane wieder die Zitadellen politischer Macht.
Sturz ins Sicherheitsnetz – Gastbeitrag von Dr.Rainer Werning
http://www.jungewelt.de/2011/02-16/008.php
Tageszeitung junge Welt (Berlin)
16.02.2011 / Ausland / Seite 7
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Philippinen: Erste Friedensverhandlungen zwischen Regierung
und politischem Untergrund seit sechs Jahren
Rainer Werning, Manila
Seit dem gestrigen Dienstag verhandelt die philippinische Regierung mit
dem politischen Untergrund erneut über Frieden – diesmal in Oslo.
Verhandlungsführer sind Alexander Padilla, Staatssekretär im
philippinischen Gesundheitsministerium, und der im niederländischen
Utrecht im Exil lebende Luis G. Jalandoni vom politischen Untergrundbündnis der Nationalen Demokratischen Front der Philippinen (NDFP). Symbolträchtig ist der Zeitplan in der norwegischen Hauptstadt. Fast auf den Tag genau vor 25 Jahren, am 25. Februar 1986, stürzte mit Ferdinand E. Marcos ein langjährig im Westen gehätschelter Machthaber. Und es war ausgerechnet die Mutter des jetzigen Präsidenten Benigno Simeon Aquino III, Corazon C. Aquino, die den Despoten beerbte und die NDFP-Führung erstmalig zu Gesprächen im Malacanang-Palast zu Manila eingeladen hatte.
Nach ständigem Auf und Ab und kurzzeitigen Unterbrechungen der
Gespräche, für die sich beide Seiten gegenseitig den Schwarzen Peter
zuschoben, kam es bis 1998 (nach vorwiegend in den Niederlanden
durchgeführten Treffen) zur Unterzeichnung zweier wegweisender
Vereinbarungen – dem Gemeinsamen Abkommen über Sicherheits- und Immunitätsgarantien (JASIG) und dem Umfassenden Abkommen zur Wahrung der Menschenrechte und des Internationalen Humanitären Rechts (CARHRIHL). Letzteres sah die Schaffung eines Gemeinsamen Monitoringkomitees (JMC) vor, das entsprechenden Beschwerden nachgehen und Rechtsverstöße gemeinsam untersuchen sollte. Das JMC nahm seine Arbeit im Frühjahr 2004 auf, als – nunmehr unter der Ägide des norwegischen Außenministeriums – in Oslo zwischen Februar und Juni desselben Jahres weitergehende Verhandlungen stattfanden.