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Beredtes Schweigen in Manila

Während ihres Philippinenbesuchs waren für US-Außenministerin Hillary R. Clinton Menschenrechte kein Thema – im Vordergrund stand vielmehr die militärische Kooperation.

Von Rainer Werning

Die philippinische Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo wusste am 15. November 2009 nicht, worüber sie sich mehr freuen sollte – ob über den just errungenen Sieg ihres Landmanns und frisch gekürten Boxweltmeisters im Weltergewicht, Manny „Pacman“ Pacquiao, in Las Vegas oder über den Besuch von US-Außenministerin Hillary R. Clinton am 12. und 13. November. Während der quirlige „Pacman“ seinem Herausforderer Miguel Cotto aus Puerto Rico harte Schläge verpasste, brauchte Frau Arroyo nicht einmal Deckung suchen. Im Vorfeld ihres Besuchs hatten philippinische Bürgerrechtsbewegungen und internationale Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International Frau Clinton aufgefordert, das Thema Menschenrechte ganz oben auf ihrer Agenda in Manila zu platzieren. Doch nichts dergleichen geschah. Wichtiger waren in ihrer Sicht fortgesetzt enge militärische Beziehungen beider Länder im „Kampf gegen den Terror“. Ein Tiefschlag für die zahlreichen Opfer des „Antiterror-Feldzuges“ der Regierung Arroyo.

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Besetzt, belagert, zerstört und Probleme verdrängt
Manilas wechselvolle Geschichte seit 1898
Von Rainer Werning
„(…) so blieb uns nichts übrig, als die Filipinos zu erziehen, sie emporzuheben, zu zivilisieren und zu
christianisieren und mit Gottes Gnade das Beste für sie zu tun wie für unsere Mitmenschen, für
die Christus ebenso gestorben ist. Dann ging ich zu Bett und schlief ein und hatte einen
gesunden Schlaf. Am nächsten Morgen ließ ich dann den Chefingenieur des Kriegsministeriums,
unseren Kartographen, rufen und befahl ihm, die Philippinen auf die Landkarte der Vereinigten
Staaten zu setzen, und dort sind sie, und dort werden sie bleiben, solange ich Präsident bin“.
US-Präsident William McKinley im Sommer 1898 in einer Ansprache an eine Gruppe protestantischer
Geistlicher – zit. nach: Weisberger, Bernard A. (1964): Reaching for Empire.
New York: Time, 1964. (The Life
history of the United States; Vol 8: 1890-1901, p. 138 f.)
„Von allen Kriegshauptstädten [im Zweiten Weltkrieg; RW] erlitt nur Warschau höhere Schäden als
Manila“.
General Dwight D. Eisenhower, zit. nach: Smith, Robert A. (1958): Philippine Freedom 1946-1958.
New York:
Columbia University Press, p. 115.
Amerikanische Militärs betraten im Sommer 1898 ein unabhängiges Land, die erste freie Republik
Asiens. Die Bevölkerung leistete auch den neuen Kolonialherren erbittert Widerstand. Um diesen
zu brechen, begann die so genannte „Befriedung“: Die Folge war der Amerikanisch-Philippinische
Krieg. Er begann Anfang Februar 1899 und endete nach der offiziellen Geschichtsschreibung
dreieinhalb Jahre später. In dem bis dahin größten Kolonialmassaker in Südostasien wurde die
damals gut sechs Millionen Menschen zählende Bevölkerung der Philippinen buchstäblich
dezimiert. Erst 1935 verordnete Washington dem Land einen Commonwealth-Status, der nach
einer Übergangszeit von zehn Jahren zur Unabhängigkeit führen sollte.
Doch bereits einen Tag nach dem Angriff auf Pearl Harbor, am 8. Dezember 1941, landeten
Truppen der kaiserlich-japanischen Armee auf Mindanao und in Nordluzon. Wenig später fielen die
ersten Bomben auf die Hauptstadt Manila, die am 2. Januar 1942 eingenommen wurde. Dort
inthronisierte Tokio ein Jahr später ein Vasallenregime und erklärte das Land als „unabhängig“. Dr.
José P. Laurel wurde Präsident, seine Amtszeit dauerte vom 14. Oktober 1943 bis zum 15. August
1945. Anerkannt war diese sogenannte Zweite Philippinische Republik außer von den
Achsenmächten (Italien, Deutschland, Japan) nur noch von Spanien und dem Vatikan. Unter dem
Kommando von General Wilhelm von Faupel, einem eingefleischten Gegner der Weimarer
Republik und von Hitler zum Chef des Berliner Ibero-Amerika-Instituts erkoren, erfolgte Ende der
1930er Jahre die Gründung der „Falange Exterior“, die in den Philippinen als Fünfte Kolonne des
verbündeten Japan agierte. Die Gestapo übernahm das Training dieser extrem rechten
hispanophilen Elemente, die dann in der gesamten Spanisch sprechenden Welt – einschließlich
der Philippinen – zu Sabotagezwecken gegen die Alliierten eingesetzt wurden. Andererseits war
Manila neben Schanghai diejenige Stadt in Fernost, die bis Ende der 1930er Jahre die liberalste
Einwanderungspolitik – vor allem vis-à-vis verfolgten Juden – praktizierte. Allein in den Philippinen
konnten zwischen 1.200 und 1.300 vorwiegend aus Polen, Deutschland und Österreich
stammende Juden den Nazischergen entkommen und in Manila und anderen philippinischen
Städten ein neues Zuhause finden. Darunter auch der 1904 in Wien geborene Musiker und
Dirigent Herbert Zipper, der das berühmte „Dachau-Lied“ komponierte und mithalf, das Manila
Symphonieorchester aufzubauen. Zipper gelang auf abenteuerlichem Wege die Flucht aus den
Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald nach Manila. Sein Freund Jura Soyfer hingegen,
der den Text des „Dachau-Lieds“ verfasst hatte, starb in Buchenwald an Typhus.
Um die Jahreswende 1944/45 rückte der Krieg immer näher an Manila. Es dauerte fast den
gesamten Februar 1945, bis nach äußerst verlustreichen Straßenschlachten, in denen um jede
Häuserzeile gekämpft wurde, die Entscheidungsschlacht in der Nähe des alten Stadtzentrums
Intramuros ausgefochten wurde. Was später als „Befreiung“ Manilas gepriesen wurde, war ein
Gemetzel, in dessen Verlauf binnen weniger Tage über 100.000 Zivilisten ihr Leben verloren. Um
Washingtons Interessen auch nach Kriegsende zu wahren, setzte der „Amerikanische Cäsar“
Douglas MacArthur, wie William Manchester den Oberkommandierenden der US-Streitkräfte in
Fernost im Titel seiner 1978 erschienenen MacArthur-Biografie (Boston) nannte, auf vormals lokale
pro-japanische Elemente aus Politik und dem Polizeiapparat. Der Vorteil: Solche Leute ließen sich
instrumentalisieren. Erster Präsident der am 4. Juli 1946 unabhängig gewordenen Republik der
Philippinen wurde mit Manuel Roxas ein ehemaliger Brigadegeneral, der während der japanischen
Okkupation ein hochrangiges Mitglied des Marionettenregimes und zuständig für das gewaltsame
Eintreiben von Reisvorräten für die japanischen Truppen war.
20 Jahre später residierte mit Ferdinand E. Marcos ein Mann im Präsidentenpalast Malacanang,
der auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges Washingtons engster Verbündeter in Südostasien war.
Ihm verziehen die Regierungen in Washington nur zu gern, dass er im September 1972 das
Kriegsrecht über die Inseln verhängte und bis zu seinem Sturz im Februar 1986 diktatorisch
regierte. Ausgerechnet in den ersten Kriegsrechtsjahren entstand so etwas wie eine metropolitane
Stadtplanung. Die Stadt bekam eine Metro Manila Commission, später eine Metropolitan Manila
Development Authority (MMDA) und sie besteht als National Capital Region (NCR) seit November
1975 aus 17 Verwaltungseinheiten (Städten und Bezirken), die gegenwärtig zirka 15 Millionen
Menschen zählt und sich über eine Fläche von knapp 640 Quadratkilometern erstreckt. Vorläufigen
Berechnungen zufolge erreicht die Bevölkerung der NCR bis 2025 die 20-Millionen-Marke.
Während der Amtszeit von Präsident Fidel V. Ramos (1992-98), der Marcos als
Kriegsrechtsverwalter und Polizeichef gedient hatte, erlebte das Land einen kräftigen
Privatisierungsschub. Alles, was sich irgendwie versilbern ließ, wurde höchstbietend
Kapitalgesellschaften im In- wie Ausland zum Verkauf angeboten. Das betraf sowohl
Infrastrukturvorhaben wie die Wasser- und Stromversorgung. Seitdem hat sich die Schere
zwischen Arm und Reich so weit geöffnet, dass heute etwa drei Viertel der 90 Millionen Einwohner
zählenden Bevölkerung als arm gelten. Ein Drittel der Hauptstadtbevölkerung verfügt über keinen
Wasseranschluss und ist auf die Versorgung durch mobile Händler angewiesen.
Wer einen Law and Order-Mann wie Bayani Fernando als MMDA-Vorsitzenden hat, braucht keine
Stadtplanungskonzepte. Der forsche Fernando ließ in der Vergangenheit mehrfach die Produkte
illegaler Straßenhändler mit Kerosin besprühen. So glaubte er, sich „dieser Plagegeister“ zu
entledigen und sie um ihr mühsam Erspartes zu prellen. Noch Ende August 2007 äußerte er sich in
einem Radiointerview über den gewaltsamen Abriss von „shanties“: „Wieso sollen wir deren
Bewohner umsiedeln? Wir können solche Gesetzesbrecher doch nicht noch mit Eigenheimen
belohnen!

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Von Rainer Werning
In seinem Urteil vom 30. September entschied das Gericht Erster Instanz der Europäischen Gemeinschaften (ECFI) in Luxemburg, den seit 1987 imniederländischen Utrecht im Exil lebenden Filipino José Maria Sison endgültigvon der EU-Terrorliste zu streichen. Auf diese Liste war „Joma“, wie Sison von Freunden genannt wird, unversehens am 28. Oktober 2002 auf Antrag der Niederlande
vom EU-Ministerrat gesetzt worden. Dieser zieh Sison der
Führerschaft der Kommunistischen Partei der Philippinen (CPP) und ihrer Guerillaorganisation, der Neuen Volksarmee (NPA), und machte ihn fürAuftragsmorde an Ex-Genossen in den Philippinen verantwortlich. Die Richter des ECFI begründeten ihr Urteil damit, es sei nicht bewiesen, dass der Angeklagte in terroristische Aktivitäten verwickelt ist, und seine Listung genügte
nicht den Anforderungen von EU-Richtlinien. Auch hätten unter anderem dieKonten Sisons nicht eingefroren werden dürfen, solange der Inhaber nicht rechtskräftig wegen terroristischer Aktivitäten verurteilt oder zumindest kein entsprechendes Ermittlungsverfahren gegen ihn eingeleitet worden ist.
Für den im Februar 70 Jahre alt gewordenen Sison war dieser Urteilsspruch
aus Luxemburg ein spätes Geburtstagsgeschenk der besonderen Art. In seiner
ersten Stellungnahme aus dem niederländischen Utrecht zeigte er sich hoch
erfreut, nach sieben Jahren kafkaesker Behandlung durch Behörden,
politischer Stigmatisierung, sozialer Ächtung und finanzieller Ruinierung endlich
wieder ohne psychischen Dauerdruck leben zu können: „Hauptpunkt in meinem
Verfahren gegen den EU-Ministerrat war die Streichung meines Namens von
dieser unsäglichen Liste.“ Sisons belgischer Chefanwalt, Jan Fermon, kündigte
unmittelbar nach dem Urteilsspruch an, die Konsequenzen dieser „modernen
Inquisition“ zu beenden. Sein Mandant, so Fermon, sei einzig aufgrund von
Verdachtsmomenten von einem geheim tagenden Gremium des Ministerrates
auf die Terrorliste gelangt. Mit der fatalen Folge, dass ihm die niederländische
Regierung seit Oktober 2002 die Sozialhilfe sowie die Kranken- und
Rentenversicherung strich, seine Konten sperren ließ und es Sisons
Handelspartnern bei Strafandrohung untersagte, mit ihm Verträge zu schließen
oder erbrachte Leistungen an ihn auszuzahlen. Außerdem unterlag er strikten
Reisebeschränkungen. In jenen Herbsttagen sollte der ü
ber Nacht zur
Unperson gestempelte Sison
sogar aus dem Haus ausziehen, in dem er und
seine Familie in einer Sozialwohnung leben. Einzig aus humanitären Gründen
durfte er schließlich dort wohnen bleiben. „Wir werden alles daran setzen“, sagt
Fermon, „dass der Schaden, der Herrn Sison über all die Jahre entstanden ist,
voll ersetzt, ihm Schmerzensgeld gezahlt und seine Reputation
wiederhergestellt wird.“
Notorisch angefeindeter „ideeller Gesamtterrorist“
Kein lebender Filipino genoss in den vergangenen vier Jahrzehnten eine
solche Publicity und sah sich einer solchen Vielzahl von Prozessen ausgesetzt
wie José Maria Sison. In den Augen seiner weltweit zahlreichen Bewunderer
zählt er zu den herausragenden Marxisten des 20. Jahrhunderts. Für seine
Feinde, und davon gibt es reichlich, verkörpert er das Böse schlechthin. Was
den Herrschenden diesseits und jenseits seiner Heimat ein Dorn im Auge ist,
ist Sisons Beharrlichkeit, sich bis heute offen zum Kommunismus und zur
Revolution zu bekennen. Bereits im November 1964 zählte der damals 25-
Jährige zu den Mitbegründern der Kabataang Makabayan (Patriotischen
Jugend), die die Phalanx der fortschrittlichen Jugendorganisationen in den
Philippinen bildete. Ende 1968, auf dem Höhepunkt der im nördlichen
Nachbarland China geführten
Großen Proletarischen Kulturrevolution” und der
US-amerikanischen Aggression gegen Vietnam, avancierte Sison zum
Gründungsvorsitzenden der auf marxistisch-leninistisch-maoistischer
Grundlage reorganisierten CPP. Als er Ende März 1969 auch noch zu den
Mitinitiatoren der NPA, des bewaffneten Arms der CPP, gehörte, war er quasi
über Nacht zur meistgesuchten Person der damaligen Marcos-Diktatur
geworden. Erst 1977 spürten dessen Häscher Sison auf und sperrten ihn bis
zum Fall des Diktators Ende Februar 1986 in Einzelhaft. Während dieser Zeit
wurde Sison gefoltert und blieb Monate lang an sein Bett gefesselt. Anfang
März 1986 begnadigte ihn die Marcos-Nachfolgerin, Präsidentin Corazon C.
Aquino.
Danach begann für Sison eine zeitgemäße Odyssee. Zunächst erhielt er einen
Lehrauftrag am Asian Studies Center der staatlichen University of the
Philippines.
Im September 1986 begann er eine Vortragsreise, die ihn nach
Ozeanien, Ost-, Südost- und Südasien und schließlich nach Europa führte.
In
seine Heimat konnte er nicht mehr zurückkehren, weil er dort zwischenzeitlich
auf Todeslisten stand und die philippinische Regierung ihm 1988 den Pass
entzog. Sison suchte in den Niederlanden um politisches Asyl nach, wo er seit
Jahren als Chefberater des von der CPP geführten Bündnisses, der Nationalen
Demokratischen Front der Philippinen (NDFP), fungiert, die unter der
Schirmherrschaft des norwegischen Außenministeriums bis 2004
Friedensverhandlungen mit der Regierung in Manila führte. Nach langwierigem
juristischen Tauziehen wurde er in Utrecht als eine Person anerkannt, die unter
Artikel
1 A der Flüchtlingskonvention fällt und durch Artikel 3 der Europäischen
Menschenrechtskonvention geschützt ist. Das niederländische
Justizministerium wurde angewiesen, ihm einen legalen Status als politischer
Flüchtling und eine Aufenthaltsberechtigung zu gewähren, wenn sich kein
anderes Land bereit erklärte, ihn aufzunehmen.
Am 13. August 2002 brandmarkten die niederländischen Behörden Sison als
„Terroristen“, just 24 Stunden nachdem die US-Regierung ihn zusammen mit
der CPP und der NPA auf die „Liste ausländischer terroristischer
Organisationen“ (FTO) gesetzt hatte. Seitdem die Bush-Administration nach
den Anschlägen vom 11. September 2001 den „Kampf gegen den weltweiten
Terror“ zu ihrer Hauptagenda erkoren hatte, galt Sison für die Regierungen in
Washington und Manila gleichermaßen als ausgemachter „Terrorist”. In
putativem Gehorsam gegenüber den USA und aufgrund massiver
Wirtschaftsinteressen in den Philippinen (die Niederlande sind der größte EU-
Handelspartner des Inselstaates) setzte sich schließlich auch Den Haag dafür
ein, Sison ein solches Etikett zu verpassen und ihn politisch zu neutralisieren.
Am 28. August 2007 sperrte man ihn nach einer Nacht-und-Nebel-Aktion ins
Staatsgefängnis von Scheveningen in Den Haag. Er sollte, so der Vorwurf, von
Utrecht aus die Ermordung zweier ehemals hochrangiger CPP-Genossen,
Romulo Kintanar und Arturo Tabara,
die später für den philippinischen
Militärgeheimdienst arbeiteten,
angeordnet haben. Sisons Festnahme erfolgte
zeitgleich mit der drakonischen Durchsuchung weiterer Privatwohnungen von
Filipinos, die seit Jahren die niederländische Staatsbürgerschaft besitzen.
Außerdem wurde das NDFP-Büro in Utrecht durchsucht, PCs und
umfangreiches Schriftmaterial
wurden konfisziert. Ein offensichtlich rein
politisch motivierter Akt; in Manila zeigten sich Präsidentin Gloria Macapagal-
Arroyo und die dortige US-Botschafterin Kristie Kenney öffentlich erfreut über
Sisons Festnahme.
Am 30. März 2008 wurde Sison jedoch mangels Beweisen
vom Vorwurf des Auftragmordes freigesprochen. Aus der Haft war er bereits
Wochen zuvor auf Intervention seiner Rechtsanwälte entlassen worden.
Ähnliche Anklagepunkte in den Philippinen hatte der Oberste Gerichtshof des
Landes – ebenfalls aus Mangel an Beweisen – letztlich fallen lassen müssen.
Bedenkt man, wie extrem schwierig es – zumal als Einzelperson – ist, jemals
wieder von einer Terrorliste gestrichen zu werden, bedeutet das Luxemburger
Urteil einen Sieg beharrlicher internationaler Solidarität für Sison und seines
hochkarätigen internationalen Rechtsbeistands. In den meisten Fällen sind es
vage geheimdienstliche Hinweise und vordemokratische Praktiken, die dazu
führten, dass Betroffene ohne Benachrichtigung, ohne Anklage und ohne
rechtliches Gehör plötzlich auf Schwarzen Listen der EU, UN und der USA
auftauchten. Der vom Europarat beauftragte Sonderermittler in Sachen illegaler
Aktivitäten des US-Geheimdienstes CIA und der Führung von Terrorlisten
seitens der EU und UN, der Schweizer Dick Marty, bezeichnete solches
Prozedere bereits Ende 2007 schlicht als „pervers“ und warf den
Verantwortlichen Willkür vor. Ein Serienkiller, so Marty, genieße mehr Rechte
als ein Mensch, der auf einer Terrorliste steht.
Der Autor veröffentlichte gemeinsam mit J. M. Sison das Buch „Die philippinische
Revolution – Eine Innenansicht“ (Köln 1988; 2. Aufl.: Essen 1993).
Zum Hintergrund und über die aktuellen Entwicklungen siehe:
1)
Die Website des
International DEFEND Committee
:
www.defendsison.be
;
2)
European Union-Factsheet,
The EU List of persons, groups and
entities subject to specific measures to combat terrorism
, Bruxelles, July 15, 2008;
3)
Birgit Kruse,
‚Zivile Todesstrafe’ – Dick-Marty-Bericht zu Terrorlisten
, in: Süddeutsche
Zeitung, München, 12.11.2007 &
4)
Rolf Gössner,
EU-Terrorliste: Feindstrafrecht auf Europäisch
, in: Blätter für deutsche und
internationale Politik, Berlin, März 2009, S. 13-16. #

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