Solidarität International (SI) e.V. Renate Radmacher

Liebe Freundinnen und Freunde von den Deutsch-Philippinischen Freunden!

Eurer diesjährigen Mitgliederversammlung wünschen wir einen vollen Erfolg und vorwärts weisende Festlegungen für das nächste Jahr, in dem auch die nächste Bundesdelegiertenversammlung von SI stattfindet, wo wir schon jetzt auf Eure wichtigen Erfahrungen und Hinweise zur weiteren Selbstveränderung unserer internationalistischen Arbeit gespannt sind. Gerade in der Zeit der tiefsten Weltwirtschafts- und Finanzkrise, die die Welt je erlebt hat, ist wichtig zu erfahren, wie sich die Menschen auf den Philippinen gegen die Abwälzung der Krisenlasten auf ihren Rücken wehren und wie sie angesichts dieser schwierigen Situation auf ihrem Weg zur Selbstbestimmung und Selbstbefreiung weiterkommen.

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Solidaritäts-Erklärung Luz&Romeo

Einstimmig verabschiedete Protest-und Solitaritätsresolution der ca. 30 Teilnehmer der Jahresmitgliederversammlung der Deutsch-Philippnischen Freunde e.V. am 14.11.2009

Gruß- und Solidaritätsadresse an Luz Baculo und Romeo Legaspi /PAMANTIK-KMU

Liebe Luz, lieber Romeo,

von der Jahreshauptversammlung der Deutsch-Philippinischen Freunde in Solingen am 14.11.09 schicken wir euch und Euren Familien unsere wärmsten Grüße der Solidarität.

Es war für uns eine große Überraschung und gleichzeitig Ehre euch auf unserer Reise auf die Philippinen im April 2009 zu treffen. Euer unerschütterlicher Mut und Kampfgeist hat uns sehr beeindruckt. Es war uns eine Verpflichtung die Solidarität mit eurem Kampf sofort und offensiv zu entwickeln.

Wir haben unseren entschiedenen Protest gegen die Unterdrückung und offene Behinde­rung der Gewerkschaftsrechte, gegen die Bedrohung und Verfolgung von kämpferischen Gewerkschaftern und die politischen Morde öffentlich gemacht. Mit Reiseberichten, Vorträ­gen und Diskussionen haben wir die Situation der Gewerkschaften und deren Kampf um Recht und Freiheit gegenüber vielen Menschen in Deutschland bekannt gemacht und die Solidarität organisiert. Beim Internationalen Pfingstjugendtreffen im Mai und dem 6. Inter­nationalen Automobilarbeiterratschlag im Oktober haben wir viele internationale Gäste und Teilnehmer auf euren Kampf aufmerksam gemacht.

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Artikel von Rainer Werning im PDF-Format

Beredtes Schweigen in Manila

Während ihres Philippinenbesuchs waren für US-Außenministerin Hillary R. Clinton Menschenrechte kein Thema – im Vordergrund stand vielmehr die militärische Kooperation.

Von Rainer Werning

Die philippinische Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo wusste am 15. November 2009 nicht, worüber sie sich mehr freuen sollte – ob über den just errungenen Sieg ihres Landmanns und frisch gekürten Boxweltmeisters im Weltergewicht, Manny „Pacman“ Pacquiao, in Las Vegas oder über den Besuch von US-Außenministerin Hillary R. Clinton am 12. und 13. November. Während der quirlige „Pacman“ seinem Herausforderer Miguel Cotto aus Puerto Rico harte Schläge verpasste, brauchte Frau Arroyo nicht einmal Deckung suchen. Im Vorfeld ihres Besuchs hatten philippinische Bürgerrechtsbewegungen und internationale Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch und Amnesty International Frau Clinton aufgefordert, das Thema Menschenrechte ganz oben auf ihrer Agenda in Manila zu platzieren. Doch nichts dergleichen geschah. Wichtiger waren in ihrer Sicht fortgesetzt enge militärische Beziehungen beider Länder im „Kampf gegen den Terror“. Ein Tiefschlag für die zahlreichen Opfer des „Antiterror-Feldzuges“ der Regierung Arroyo.

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Besetzt, belagert, zerstört und Probleme verdrängt
Manilas wechselvolle Geschichte seit 1898
Von Rainer Werning
„(…) so blieb uns nichts übrig, als die Filipinos zu erziehen, sie emporzuheben, zu zivilisieren und zu
christianisieren und mit Gottes Gnade das Beste für sie zu tun wie für unsere Mitmenschen, für
die Christus ebenso gestorben ist. Dann ging ich zu Bett und schlief ein und hatte einen
gesunden Schlaf. Am nächsten Morgen ließ ich dann den Chefingenieur des Kriegsministeriums,
unseren Kartographen, rufen und befahl ihm, die Philippinen auf die Landkarte der Vereinigten
Staaten zu setzen, und dort sind sie, und dort werden sie bleiben, solange ich Präsident bin“.
US-Präsident William McKinley im Sommer 1898 in einer Ansprache an eine Gruppe protestantischer
Geistlicher – zit. nach: Weisberger, Bernard A. (1964): Reaching for Empire.
New York: Time, 1964. (The Life
history of the United States; Vol 8: 1890-1901, p. 138 f.)
„Von allen Kriegshauptstädten [im Zweiten Weltkrieg; RW] erlitt nur Warschau höhere Schäden als
Manila“.
General Dwight D. Eisenhower, zit. nach: Smith, Robert A. (1958): Philippine Freedom 1946-1958.
New York:
Columbia University Press, p. 115.
Amerikanische Militärs betraten im Sommer 1898 ein unabhängiges Land, die erste freie Republik
Asiens. Die Bevölkerung leistete auch den neuen Kolonialherren erbittert Widerstand. Um diesen
zu brechen, begann die so genannte „Befriedung“: Die Folge war der Amerikanisch-Philippinische
Krieg. Er begann Anfang Februar 1899 und endete nach der offiziellen Geschichtsschreibung
dreieinhalb Jahre später. In dem bis dahin größten Kolonialmassaker in Südostasien wurde die
damals gut sechs Millionen Menschen zählende Bevölkerung der Philippinen buchstäblich
dezimiert. Erst 1935 verordnete Washington dem Land einen Commonwealth-Status, der nach
einer Übergangszeit von zehn Jahren zur Unabhängigkeit führen sollte.
Doch bereits einen Tag nach dem Angriff auf Pearl Harbor, am 8. Dezember 1941, landeten
Truppen der kaiserlich-japanischen Armee auf Mindanao und in Nordluzon. Wenig später fielen die
ersten Bomben auf die Hauptstadt Manila, die am 2. Januar 1942 eingenommen wurde. Dort
inthronisierte Tokio ein Jahr später ein Vasallenregime und erklärte das Land als „unabhängig“. Dr.
José P. Laurel wurde Präsident, seine Amtszeit dauerte vom 14. Oktober 1943 bis zum 15. August
1945. Anerkannt war diese sogenannte Zweite Philippinische Republik außer von den
Achsenmächten (Italien, Deutschland, Japan) nur noch von Spanien und dem Vatikan. Unter dem
Kommando von General Wilhelm von Faupel, einem eingefleischten Gegner der Weimarer
Republik und von Hitler zum Chef des Berliner Ibero-Amerika-Instituts erkoren, erfolgte Ende der
1930er Jahre die Gründung der „Falange Exterior“, die in den Philippinen als Fünfte Kolonne des
verbündeten Japan agierte. Die Gestapo übernahm das Training dieser extrem rechten
hispanophilen Elemente, die dann in der gesamten Spanisch sprechenden Welt – einschließlich
der Philippinen – zu Sabotagezwecken gegen die Alliierten eingesetzt wurden. Andererseits war
Manila neben Schanghai diejenige Stadt in Fernost, die bis Ende der 1930er Jahre die liberalste
Einwanderungspolitik – vor allem vis-à-vis verfolgten Juden – praktizierte. Allein in den Philippinen
konnten zwischen 1.200 und 1.300 vorwiegend aus Polen, Deutschland und Österreich
stammende Juden den Nazischergen entkommen und in Manila und anderen philippinischen
Städten ein neues Zuhause finden. Darunter auch der 1904 in Wien geborene Musiker und
Dirigent Herbert Zipper, der das berühmte „Dachau-Lied“ komponierte und mithalf, das Manila
Symphonieorchester aufzubauen. Zipper gelang auf abenteuerlichem Wege die Flucht aus den
Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald nach Manila. Sein Freund Jura Soyfer hingegen,
der den Text des „Dachau-Lieds“ verfasst hatte, starb in Buchenwald an Typhus.
Um die Jahreswende 1944/45 rückte der Krieg immer näher an Manila. Es dauerte fast den
gesamten Februar 1945, bis nach äußerst verlustreichen Straßenschlachten, in denen um jede
Häuserzeile gekämpft wurde, die Entscheidungsschlacht in der Nähe des alten Stadtzentrums
Intramuros ausgefochten wurde. Was später als „Befreiung“ Manilas gepriesen wurde, war ein
Gemetzel, in dessen Verlauf binnen weniger Tage über 100.000 Zivilisten ihr Leben verloren. Um
Washingtons Interessen auch nach Kriegsende zu wahren, setzte der „Amerikanische Cäsar“
Douglas MacArthur, wie William Manchester den Oberkommandierenden der US-Streitkräfte in
Fernost im Titel seiner 1978 erschienenen MacArthur-Biografie (Boston) nannte, auf vormals lokale
pro-japanische Elemente aus Politik und dem Polizeiapparat. Der Vorteil: Solche Leute ließen sich
instrumentalisieren. Erster Präsident der am 4. Juli 1946 unabhängig gewordenen Republik der
Philippinen wurde mit Manuel Roxas ein ehemaliger Brigadegeneral, der während der japanischen
Okkupation ein hochrangiges Mitglied des Marionettenregimes und zuständig für das gewaltsame
Eintreiben von Reisvorräten für die japanischen Truppen war.
20 Jahre später residierte mit Ferdinand E. Marcos ein Mann im Präsidentenpalast Malacanang,
der auf dem Höhepunkt des Vietnamkrieges Washingtons engster Verbündeter in Südostasien war.
Ihm verziehen die Regierungen in Washington nur zu gern, dass er im September 1972 das
Kriegsrecht über die Inseln verhängte und bis zu seinem Sturz im Februar 1986 diktatorisch
regierte. Ausgerechnet in den ersten Kriegsrechtsjahren entstand so etwas wie eine metropolitane
Stadtplanung. Die Stadt bekam eine Metro Manila Commission, später eine Metropolitan Manila
Development Authority (MMDA) und sie besteht als National Capital Region (NCR) seit November
1975 aus 17 Verwaltungseinheiten (Städten und Bezirken), die gegenwärtig zirka 15 Millionen
Menschen zählt und sich über eine Fläche von knapp 640 Quadratkilometern erstreckt. Vorläufigen
Berechnungen zufolge erreicht die Bevölkerung der NCR bis 2025 die 20-Millionen-Marke.
Während der Amtszeit von Präsident Fidel V. Ramos (1992-98), der Marcos als
Kriegsrechtsverwalter und Polizeichef gedient hatte, erlebte das Land einen kräftigen
Privatisierungsschub. Alles, was sich irgendwie versilbern ließ, wurde höchstbietend
Kapitalgesellschaften im In- wie Ausland zum Verkauf angeboten. Das betraf sowohl
Infrastrukturvorhaben wie die Wasser- und Stromversorgung. Seitdem hat sich die Schere
zwischen Arm und Reich so weit geöffnet, dass heute etwa drei Viertel der 90 Millionen Einwohner
zählenden Bevölkerung als arm gelten. Ein Drittel der Hauptstadtbevölkerung verfügt über keinen
Wasseranschluss und ist auf die Versorgung durch mobile Händler angewiesen.
Wer einen Law and Order-Mann wie Bayani Fernando als MMDA-Vorsitzenden hat, braucht keine
Stadtplanungskonzepte. Der forsche Fernando ließ in der Vergangenheit mehrfach die Produkte
illegaler Straßenhändler mit Kerosin besprühen. So glaubte er, sich „dieser Plagegeister“ zu
entledigen und sie um ihr mühsam Erspartes zu prellen. Noch Ende August 2007 äußerte er sich in
einem Radiointerview über den gewaltsamen Abriss von „shanties“: „Wieso sollen wir deren
Bewohner umsiedeln? Wir können solche Gesetzesbrecher doch nicht noch mit Eigenheimen
belohnen!

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