Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Freitag, 7. September 2018, Nr. 208

Ausgabe vom 07.09.2018, Seite 7 / Ausland

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Erstmalig reiste ein philippinischer Präsident nach Israel –

ausgerechnet einer, der sich mit Hitler vergleicht.

 

Ein Kommentar von Rainer Werning

 

Protest gegen Duterte am Dienstag in Jerusalem

Foto: Ammar Awad/Reuters

 

Kommt er nun oder kommt er nicht? Diese Frage bewegte gleichermaßen die Gemüter von Menschenrechtsaktivisten in den Philippinen wie in Israel. Und schließlich kam er. Von Sonntag bis Mittwoch besuchte der seit zwei Jahren amtierende philippinische Präsident Rodrigo R. Duterte als erster Staatschef seines Landes Israel. Vor seinem Abflug aus Manila erklärte der 73jährige, er unternehme diese Reise im Sinne »unserer Vision für unser Land – nämlich ein verantwortungsbewusstes Mitglied der Weltgemeinschaft zu sein, das allen ein Freund und niemandem ein Feind ist«.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Sa. / So., 18. / 19. August 2018, Nr. 190

Ausgabe vom 18.08.2018, Seite 6 / Ausland

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Philippinen: Präsident spricht von Rücktritt und hätte

Sohn des früheren Diktators gern als Nachfolger

 

Von Rainer Werning

 

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Dutertes Favorit: Ferdinand »Bongbong« Marcos Jr.

Foto: Aaron Favila/AP/dpa

Nach reichlich zweijähriger Amtszeit hat der vom philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte ausgerufene »Antidrogenkrieg« bereits über 10.000 Tote gefordert. Die Opfer, meist arme Schlucker aus städtischen Slums, wurden auf offener Straße buchstäblich exekutiert – von der Polizei oder Bürgerwehren mit Unterstützung beziehungsweise Duldung staatlicher Instanzen. Das übersteigt schon heute die Gesamtzahl sämtlicher Opfer von Menschenrechtsverletzungen während der Ära des von 1965 bis 1986 herrschenden Despoten Ferdinand E. Marcos und all seiner Nachfolger.

 

Bei seinem Amtsantritt am 30. Juni 2016 gelobte Duterte, die im Lande grassierende Korruption »mit Stumpf und Stiel auszurotten«. Anfang der Woche nun zeigte sich der ansonsten draufgängerische Präsident ermattet und klagte öffentlich über die Allgegenwart von Korruption, die selbst in Regierungsstellen und staatlichen Behörden präsent sei. Mehrere Regierungsangestellte und Armeeoffiziere wurden bereits gefeuert. Dann sattelte Duterte Mitte der Woche noch einen drauf und kündigte an, vor Ende seiner regulär bis Ende Juni 2022 laufenden Amtszeit zurücktreten zu wollen. Zur Bedingung machte er allerdings, dass dann nicht – wie von der Verfassung vorgeschrieben – die amtierende Vizepräsidentin, sondern »eine fähige Führungskraft wie beispielsweise Ferdinand ›Bongbong‹ Marcos Jr.« ihn beerben müsse.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Freitag, 3. August 2018, Nr. 177

Ausgabe vom 03.08.2018, Seite 6 / Ausland

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Durchmarsch für Gloria

Die philippinische Expräsidentin Macapagal-Arroyo

möchte Premierministerin werden

 

Von Rainer Werning

 

Mit allen Mitteln zurück an die Macht: Die ehemalige philippinische

Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo am 23. Juli in Quezon

Foto: Aaron Favila/AP Photo/dpa

 

Die vergangenen Wochen in Manila hatten es in sich. Der seit Sommer 2016 amtierende philippinische Präsident Rodrigo Duterte wollte am 23. Juli seine dritte Rede zur Lage der Nation halten. Doch daran hinderten ihn Kabalen im Repräsentantenhaus. Dessen Sprecher, Pantaleon Alvarez, wurde in einem Mehrheitsvotum kurzerhand seines Amtes enthoben und durch die von 2001 bis 2010 regierende Staatschefin Gloria Macapagal-Arroyo (kurz GMA genannt) ersetzt; eine Politikerin, die reichlich Dreck am Stecken hat. Ihre Familie hatte sich während ihrer Amtszeit schamlos bereichert.

 

GMA gelang es nicht nur, Duterte kurzfristig die Schau zu stehlen. Selbst die Verabschiedung des Grundgesetzes der im südlichen Landesteil neu entstehenden autonomen Region Bangsamoro, ein seit langem geplantes Vorhaben, verzögerte sich. Duterte konnte dieses erst am 26. Juli unterzeichnen. Nach jahrelangen mühseligen Verhandlungen und zwischenzeitlich schweren Rückschlägen hatten sich die Regierung in Manila und die Führung der vormals größten und bedeutendsten Widerstandsbewegung, der »Moro Islamischen Befreiungsfront« (MILF), darauf verständigt, Südostasiens ältesten Regionalkonflikt im Süden der Philippinen beizulegen und dort eine dauerhafte Friedenslösung anzustreben. Was als Meilenstein hätte gefeiert werden sollen, wurde von diesem schmutzigen Machtkampf überschattet.

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