Tageszeitung junge Welt / Berlin
Gegründet 1947 – Donnerstag, 31. August 2017, Nr. 202
Ausgabe vom 31.08.2017, Seite 6 / Ausland
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Ein breites Bündnis will mit der »Bewegung gegen Tyrannei« dem
staatlichen Morden in den Philippinen Einhalt gebieten

Von Rainer Werning

Gegen Polizeigewalt: Demonstration gegen die Regierung von
Rodrigo Duterte am 24. Juli in Quezon City
Foto: Erik De Castro/Reuters

Dieser Tag könnte in die Geschichte eingehen. Am vergangenen Montag, dem
28. August 2017, formierte sich in Quezon City im Großraum Manila die »Bewegung gegen Tyrannei« (MAT). Den Startschuss dazu hatten namhafte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sowie bekannte Kirchenleute, Medienschaffende und Akademiker gegeben. Gleichzeitig veröffentlichten die MAT-Initiatoren ein Manifest mit dem Titel »Stoppt das Töten, widersetzt euch der Tyrannei!«

MAT versteht sich als ein Netzwerk fortschrittlicher Gruppen verschiedener Bereiche, das sich verstärkt gegen den »desaströsen Antidrogenkrieg« von Präsident Rodrigo Duterte und eine schleichende Faschisierung des Landes engagieren will. Seit Dutertes Amtsantritt am 30. Juni 2016 sind zwischen 8.000 und 10.000, einige Quellen sprechen bereits von 13.000 Menschen im Zuge des »Antidrogenkrieges« Opfer sogenannter außergerichtlicher Hinrichtungen geworden. Fast durchgängig traf es arme Schlucker aus Elendsquartieren, die von Einheiten der Nationalpolizei bzw. Vigilanten als Drogendealer oder –konsumenten verdächtigt buchstäblich exekutiert wurden. Das, merkte die auch international bekannte philippinische Benediktinerin, Schwester Mary John Mananzan, gegenüber jW an, »ist eine gewaltige Zahl, die bereits jetzt die Zahl der Opfer unter dem Kriegsrecht von Ferdinand Marcos übersteigt«. Die streitbare Nonne war damals im Widerstand gegen die Diktatur Marcos’ zwischen 1972 und 1981 aktiv und zählt zu den Mitinitiatoren von MAT.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin
Gegründet 1947 – Mittwoch, 23. August 2017, Nr. 195
Ausgabe vom 23.08.2017, Seite 7 / Ausland
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Vorbild für US-Krieger

Was Donald Trump vergaß – Anmerkungen zu General John J. Pershing,
dem „Schlächter der Moros“

Von Rainer Werning

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US-Imperialismus in der Karibik: Karikatur mit Präsident
Theodore Roosevelt und „seinem großen Stock“
Foto: William Allen Rogers Courtesy of Granger Collection [Public
domain], via Wikimedia Commons

Es gibt kaum einen Ort in den Philippinen, dessen Zentrum ohne eine Plaza Rizal auskäme. Der auf dem Archipel als Nationalheld verehrte José Rizal ist Namensgeber dieser öffentlichen Plätze. Einzig in der südwestlichen Stadt Zamboanga hat Rizal einen sonderbaren „Rivalen“. Dort grenzt die Plaza Rizal unmittelbar an die Plaza Pershing. Was älteren, geschichtsbewussten Stadtbewohnern missfällt – aus gutem Grunde.

Geboren wurde John Joseph Pershing am 13. September 1860 im US-Bundesstaat Missouri. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass der junge John Joseph später einmal Missouris zweitbekanntester Sohn werden sollte – ausgerechnet nach dem international gefeierten Starautor, Pazifisten und von 1901 bis zu seinem Tode 1910 amtierenden Vizevorsitzenden der American Anti-Imperialist League, Samuel Langhorne Clemens alias Mark Twain. Während Pershing als Haudegen Karriere machte, mutierte der Schriftsteller Mark Twain in seinen letzten Lebensjahren zum Antiimperialisten, dem die Kolonialpolitik seines Landes zutiefst zuwider war.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin
Gegründet 1947 – Sa. / So., 12. / 13. August 2017, Nr. 186
Ausgabe vom 12.08.2017, Seite 8 / Ausland
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»Militaristen setzen auf Kapitulation der NDFP«

Philippinen: Friedensverhandlungen zwischen Regierung und
linkem Untergrundbündnis drohen zu scheitern. Gespräch mit José Maria Sison

Interview: Rainer Werning

»Erster linker Präsident« der Philippinen? Hat nicht geklappt. Rodrigo Duderte im Polizeihauptquartier in Quezon City am 9. August // Foto: Romeo Ranoco/Reuters

José Maria Sison war Ende 1968 Gründungsvorsitzender der Kommunistischen Partei der Philippinen (CPP), die zusammen mit ihrer Guerilla der Neuen Volksarmee (NPA) Teil des linken Untergrundbünisses der Nationalen Demokratischen Front (NDFP) ist. Er lebt seit 30 Jahren im niederländischen Utrecht im Exil, von wo aus er als politischer Chefberater der NDFP fungiert

Vor einem Jahr tauschten Sie und Herr Duterte Nettigkeiten über Skype aus, und die Erwartungen für politische Veränderungen waren doch sehr hoch.

Als ich mit Duterte am 25. April 2016, noch vor der Präsidentschaftswahl (am 9. Mai, jW), eine Skype-Konferenz hatte, erklärte er, der erste linke Präsident der Philippinen werden zu wollen. Er sei kein Kommunist, verstehe sich aber als Sozialist.

Eine Woche nach seiner Wahl sandte ich Fidel Agcaoili (Chef des NDFP-Friedensverhandlungsteams, jW) zu Direktgesprächen mit Duterte in die Philippinen. Dabei versprach der Präsident, alle von der NDFP aufgelisteten politischen Gefangenen freizulassen.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin
Gegründet 1947 – Donnerstag, 10. August 2017, Nr. 184
Ausgabe vom 10.08.2017, Seite 6 / Ausland
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Militante »Hilfestellung«
US-Truppen sind erneut im Süden der Philippinen im Einsatz

Von Rainer Werning

Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte
mit US-Außenminister Rex Tillerson am 7. August in Manila
Foto: Erik De Castro/REUTERS

Seit Herbst vergangenen Jahres hat der philippinische Präsident Rodrigo R. Duterte mehrfach verkündet, er sei zwar kein Kommunist, doch der erste sozialistische Präsident des Inselstaates. Die einstige Kolonialmacht USA (1898–1946), so Duterte, habe viel Unheil über das Land gebracht, so dass er die mit Washington bestehenden bilateralen Verträge überprüfen, die beidseitigen Militärmanöver ab 2017 aussetzen werde und statt dessen eine engere Kooperation mit Beijing und Moskau anstrebe. China hat Manila Kredite in Höhe von umgerechnet 24 Milliarden US-Dollar in Aussicht gestellt, während die russische Marine bereits in Manila vor Anker ging.

Ausgerechnet auf seiner ersten Russland-Reise erreichte den Präsidenten die Nachricht aus seinem Heimatland, dass sich seit dem 23. Mai Regierungstruppen (AFP) mit Kämpfern der dschihadistischen Abu-Sayyaf- und Maute-Gruppen in Marawi City, im Zentrum der größten südlichen Insel Mindanao gelegen, Gefechte liefern. Die Lage war zu der Zeit unübersichtlich. Offensichtlich misslang der Armee eine Operation zur Ergreifung des international als »Topterrorist« eingestuften Abu-Sayyaf-Führers Isnilon Hapilon. Dessen Operationsgebiet war bis dahin die weiter südlich gelegene Insel Basilan, wo er mit seiner Gefolgschaft den Treueeid auf den »Islamischen Staat« geleistet hatte und von diesem als Emir anerkannt worden war. Hapilon war es gelungen, sich unerkannt nach Marawi durchzuschlagen, um sich dort mit der lokalen Maute-Gruppe zu verbünden.

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https://www.jungewelt.de/artikel/315938.ged%C3%A4mpfte-stimmung.html

Tageszeitung junge Welt / Berlin
Gegründet 1947 – Dienstag, 8. August 2017, Nr. 182
Ausgabe vom 08.08.2017, Seite 7 / Ausland
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Gedämpfte Stimmung

In Manila begeht das südostasiatische Staatenbündnis ASEAN den 50.
Jahrestag seiner Gründung inmitten virulenter Regionalkonflikte

Von Rainer Werning

Gruppenfoto mal anders: Die ASEAN-Außenminister geben sich bei der
Eröffnung des Treffens die Hand (Manila, 7.8.2017)
Foto: Aaron Favila/Pool/Reuters

Am heutigen Dienstag jährt sich der Gründungstag der Vereinigung
südostasiatischer Nationen (ASEAN) zum 50. Mal. Turnusmäßig sind die
Philippinen Gastgeber der verschiedenen diesjährigen Ministertreffen der ASEAN. In Manilas ausladendem Philippine International Convention Center, das 1976 als erstes gigantisches Tagungszentrum seiner Art in der Region eröffnet worden war, mochte allerdings Feierlaune nicht aufkommen. Am Wochenende, als die ASEAN-Außenminister unter der Leitung ihres philippinischen Gastgebers Alan Peter Cayetano mit dem chinesischen Kollegen Wang Yi zusammentrafen, überwog eine verhalten skeptische Stimmung.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Donnerstag, 27. Juli 2017, Nr. 172

Ausgabe vom 27.07.2017, Seite 6 / Ausland

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Der philippinische Präsident Duterte droht der radikalen Linken und

IS-Terroristen mit Vernichtung

 

Von Rainer Werning

Kommunistische Demonstration am 31. März in Manila

Foto: Erik De Castro/REUTERS

 

Es gleicht seit Jahren einem Ritual. Ende Juli ist die Zeit, da der amtierende Präsident der Republik der Philippinen einen medialen Großauftritt genießt und sich mit einer Rede zur Lage der Nation (SONA) an seine Landsleute wendet. Am vergangenen Montag war es das zweite Mal, dass der seit Ende Juni 2016 amtierende Staatschef Rodrigo R. Duterte vor die Mikrofone trat und die verflossenen zwölf Monate Revue passieren ließ. Es war eine sich über zwei Stunden hinziehende Rede, in der der Präsident mehrfach vom Manuskript abwich, um in der ihm eigenen Weise Gegner und Kritiker abzukanzeln. Wer nicht für ihn ist, gerät flugs in die Kategorie »Hurensöhne« oder wird notorisch mit einem »fuck you« belegt.

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