Junge Welt – Rainer Werning – Weltspitze im Profanen
09.05.2016 / Feuilleton / Seite 10
Hintergründiges zum heutigen Wahlspektakel in den Philippinen
Heute sind etwa 55 Millionen wahlberechtigte Filipinos zum Urnengang aufgerufen. Als die Präsidentschaftskandidaten sich im vergangenen Oktober bei der staatlichen Wahlkommission (Comelec) registrieren ließen, glich das dem Öffnen einer Horrorbox. Illustre Gestalten strebten da ins höchste Amt. Beispiele gefällig? Der knapp 20jährige Earl Christian Ansan erklärte sich im Superheldenkostüm zu »Captain Robotron«, einem Homie von Osama bin Laden. Allan Carreon, ein Mitvierziger, versicherte den Wählern als »Botschafter der Intergalaktischen Erde«, er werde sich im Falle eines Sieges Ratschläge von Aliens holen. Jose Larry Maquinana (41) präsentierte sich als »Hitler seiner Generation« im Hakenkreuzshirt und garantierte seinen Landsleuten die stärkste Wehrtechnik aller Zeiten. Bescheidener trat der bärtige Romeo John Ygonia (51) als »Erzengel Luzifer« auf; den Namen seines »Meisters« mochte er nicht nennen. Einfluss von oben machte auch die 70jährige Marita Arilla geltend, eine pensionierte Lehrerin, welche die am 4. Juli ebenfalls 70 werdende Republik der Philippinen in eine Monarchie für Gott zu verwandeln versprach. Der Mitsechziger Arturo Pacheco Reyes war da praktischer. Als »Vier-Jahreszeiten-Moses« gelobte er, seine geschundenen Landsleute ins ebenso gelobte Land zu führen. Den von tropischer Hitze gebeutelten Filipinos will er zudem Kühlung verschaffen – durch Legalisierung der vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Alle diese Personen hielten damals stolz ihre Registrierungsurkunden in die Kameras, wurden aber letztlich als sogenannte Nervkandidaten für das höchste Amt im Staate nicht zugelassen.