Der Frauenverband Gabriela – Reisetagebuch von Stefanie 2016

 

Die Philippinische Gesellschaft:

Die Philippinen sind ein reiches Land, aber die Bevölkerung ist arm.

Die Wirtschaft ist exportorientiert und importabhängig. Der größte Teil und der Ressourcen gehört Großgrundbesitzern (Landlords) und internationalen Konzernen. Die Regierung, geführt von bürokratischen Kapitalisten und Landlords, unterstützt nur die Reichen und betreibt „Kuhhandel“ mit ausländischen Mächten wie den USA.

Die dominierende feudal-patriarchalische Kultur stellt die Frauen auf einen Sockel, aber behandelt sie als Sexobjekte und als Ware.

Dieses wird von der konservativen Kirche, dem Bildungssystem und den Medien unterstützt.

Wer sind die Philippinischen Frauen?

Die Mehrheit der Philippinischen Frauen sind Bäuerinnen und Landarbeiterinnen, die auf Vertragsbasis arbeiten. Die Arbeit ist oft Saisonarbeit, die Löhne sind niedrig, es gibt keine staatlichen Zuschüsse und die Arbeitsplätze sind unsicher.

Sieben von zehn Bauernfamilien  besitzen nicht das Land, auf dem sie arbeiten.

Frauen verdienen im Durchschnitt 148 Pesos (ca. drei Euro) am Tag, wenn sie auf einer Plantage arbeiten, 15% weniger als Männer.

Bäuerinnen und indigene Frauen verlieren ihr Land durch Landraub, Umwandlung von Land und Bergbauprojekte.

Arbeitslosigkeit ist ein fortbestehendes Problem. 2013 lag die Arbeitslosenquote bei 6,9% und Arbeit unter prekären Bedingungen bei 17,9%.

35% aller beschäftigten Frauen sind Arbeiterinnen und ungelernte Arbeiterinnen, die durchschnittlich 150 Pesos am Tag verdienen.

16% sind Arbeiterinnen im Dienstleistungssektor, die durchschnittlich 200 Pesos am Tag verdienen.

2013 waren 9,5 Mio. Frauen nicht erwerbstätig.

 

Etwa 3 Mio. Menschen leben in Philippinens Armenvierteln unter harten Lebensbedingungen. Die Regierung droht immer wieder ihre Häuser abzureißen.

1,4 Mio. Menschen sind davon bedroht, ihre Häuser und Lebensgrundlagen durch das „Public Private Partnership program“ der Regierung zu verlieren.

Die Regierung zahl keinen Peso, um die Lebensbedingungen der „Urban Poor“ zu verbessern.

 

Von 100 Kindern, die eingeschult werden beenden 66 die 6. Klasse, 58 besuchen die weiterführende Schule, 43 beenden sie, 33 beginnen ein College-Studium und nur 21 schließen es eventuell ab.

Studentinnen haben oft Schwierigkeiten ihr Studium zu finanzieren. Deshalb ist Prostitution unter Studentinnen weit verbreitet.

Weibliche Fachkräfte im öffentlichen und privaten Bereich sind oft überarbeitet und unterbezahlt und nicht vor Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen geschützt.

 

Die errechneten Lebenshaltungskosten für eine sechsköpfige Familie in Manila betragen 1034 Pesos, etwa 21 Euro am Tag.

Der niedrigste Lohn (Mindestlohn?) beträgt aber nur 456 Pesos, etwa 9 Euro.

Das reicht nicht, es fehlen 578 Pesos oder etwa 12 Euro.

Die Preise für, z.B. Grundnahrungsmittel steigen schneller als die Löhne.

Die Armutsrate unter den Frauen beträgt 25%. Um mit dem Hunger klar zu kommen entwickeln arme Familien Strategien:

-Sie stellen sich leckeres, nahrhaftes Essen vor, während sie Reis mit Salz oder Reis mit Fischsoße essen.

-Familien holen Essensreste von Restaurants aus der Mülltonne und kochen sich davon eine Mahlzeit.

-Sie essen nur einmal am Tag.

-Familien reduzieren ihre Mahlzeiten oder teilen sie sich ein, weil es am nächsten Tag noch weniger geben könnte.

-Sie ernähren sich von „Junk food“, das armen Familien als Lebensmittel angepriesen wird.

 

Die Regierung hat dabei versagt, adäquate Beschäftigungsmöglichkeiten und eine Gesundheitsversorgung anzubieten, welche die Bevölkerung sich leisten kann und für alle Menschen zugänglich ist.

Das nationale Gesundheitsbudget betrug im Jahr 2013 46,8 Mrd. Pesos oder 1,30 Pesos pro Einwohner pro Tag und 333,9 Mrd. Pesos um Schulden zu tilgen.

Durchschnittlich kam 2009 ein Arzt auf 33 000 PatientInnen.

64 000 von 11 095 000 Kindern unter fünf Jahren starben an Krankheiten.

 

Wegen der extremen Armut sind viele Frauen zur Prostitution gezwungen oder werden Opfer von Menschenhandel. Gewalt gegen Frauen nimmt zu.

2013 gab es schätzungsweise 500 000 Prostituierte auf den Philippinen, davon 100 000 Kinder.

In der Stadt Davao war die jüngste Prostituierte neun Jahre alt, die älteste 60.

 

Es gibt 37 Gesetze und Resolutionen, um Frauen zu schützen, für ihr Wohlergehen und ihre Entwicklung zu sorgen. Trotzdem werden jeden Tag 14 Frauen und Kinder vergewaltigt.

Alle 44 Minuten und 15 Sekunden wird eine Frau oder ein Kind geschlagen.

 

Aufgrund der rückständigen feudal-patriarchalischen Kultur werden philippinische Frauen als Sexobjekte oder Handelsware gesehen.

In der philippinischen Gesellschaft werden Frauen in dreierlei Hinsicht unterdrückt:

1.Nationale Unterdrückung durch die Vorherrschaft der USA.

2.Unterdrückung der Arbeiterinnen durch Landlords und bürokratische Kapitalisten.

3.Unterdrückung durch Männer insgesamt, was ein Problem von Frauen aller Schichten ist.

 

Was tut GABRIELA?

GABRIELA wurde im März 1984 gegründet. Die Organisation wurde bekannt als radikale Frauenbewegung der Philippinen. Unerschütterlich in ihrem Einsatz frauenspezifische Themen anzusprechen wie Gewalt gegen Frauen und Frauengesundheit.

Für GABRIELA sind nationale und ökonomische Themen Frauenthemen.

GABRIELA ist eine antiimperialistische Allianz mit Standorten und Mitgliedern überall im Land und in acht Ländern weltweit.

 

Warum organisiert GABRIELA die Frauen?

  1. Wir streben eine Gesellschaft an, ohne Unterdrückung und Einmischung durch andere Länder.
  2. Wir wünschen uns eine unabhängige, selbst versorgende Wirtschaft zugunsten der Bedürfnisse der Bevölkerung und gleiche Wertschätzung und Bezahlung von Frauenarbeit in der Produktion.

Land sollte den Menschen gehören, die darauf leben. Frauen sollte das gleiche Recht zuerkannt werden Land zu besitzen.

  1. Wir möchten eine demokratische Gesellschaft aufbauen, wo die Menschenrechte, einschließlich der Rechte der Frauen, geachtet, aufrechterhalten und respektiert werden und die Beteiligung von Frauen sichergestellt ist und
  2. Wir möchten ein soziokulturelles System schaffen, das frei ist von patriarchalischen Werten, Geschlechterungleichheit, Unterdrückung, Diskriminierung und Gewalt.

 

GABRIELA sagt: Wir organisieren Frauen, um sie in den Änderungsprozess der Gesellschaft einzubeziehen. Die Gesellschaft wird sich nie ändern, so lange wir die Frauen nicht einbeziehen und die Situation der Frauen wird sich nicht ändern, so lange wir nicht die gesamte Gesellschaft ändern. Wir glauben, dass unsere Kraft in gemeinschaftlichen Aktionen liegt.

 

Wie organisiert GABRIELA Frauen?

Weil Frauen fortwährend belastet und unterdrückt werden, müssen wir Frauen wachrütteln, organisieren und mobilisieren, um diese Themen zusammen mit anderen gesellschaftspolitischen Themen anzusprechen.

GABRIELA organisiert in erster Linie Bäuerinnen, Arbeiterinnen und Frauen aus Siedlungen der städtischen Armut. Sie organisiert auch Studentinnen und Fachkräfte, um sie zu engagieren, um sich mit den am meisten unterdrückten Frauen zusammen zu tun und den Zusammenhalt gegenüber der herrschenden Klasse zu stärken.

Frauen organisieren heißt: Die breite Masse der Philippinischen Frauen zu erreichen und die Stärke, Entwicklung und das Wachstum der Frauenbewegung sicherzustellen.

 

GABRIELA bietet politische Bildung für Frauen an, damit diese sich als Aktivistinnen und Sprecherinnen ihrer Gemeinden engagieren können.

Die Lorena Barros-Schule für Frauen ist ein Bildungsprogramm, insbesondere für Frauen von GABRIELA, das ihnen hilft, ihre Situation zu verstehen und zielt darauf ab, sie zu Sprecherinnen ihrer Gemeinde auszubilden.

Es geht dabei um zwei Hauptaspekte:

  1. Frauenspezifische Themen
  2. Nationale, wirtschaftliche und politische Themen

Motto: Frauenthemen sind Menschheitsthemen,

Menschheitsthemen sind Frauenthemen.

 

Im Einzelnen engagiert GABRIELA sich in den Bereichen: Gewalt gegen Frauen, Gesundheitsversorgung von Frauen, psychosoziale Beratung, Freiheit für, insbesondere weibliche, politische Gefangene, Soforthilfe für Frauen und Kinder nach Katastrophen.

GABRIELA geht es um Solidarität von Frauen und von allen Menschen auf der Welt.

Frauen auf der ganzen Welt sollen sich für ihre Rechte einsetzen.

Durch den gesamten Prozess der Organisation von Frauen hindurch ist es wesentlich, dass sich die Bewusstseinsentwicklung, Bildung und das Leistungsvermögen der Frauen entwickelt und fortbesteht.

Es ist wichtig, dass lokale Themen mit landesweiten Themen verbunden werden und der Zusammenhalt von Frauen aus unterschiedlichen Gebieten gestärkt wird.

GABRIELA organisiert Aktionen und Demonstrationen, um Forderungen zu stellen.

Im Jahr 2000 wurde die Gabriela Women Party list gegründet, die einzige Frauenpartei im Philippinischen Parlament und die einzige Partei dieser Art auf der Welt.

 

Die Organisationsstruktur von GABRIELA sieht folgendermaßen aus:

Es gibt eine Generalversammlung, ein nationales Komitee und ein nationales Sekretariat, außerdem Mitgliederorganisationen, lokale Gruppen und Gruppen in anderen Ländern.

Die Stärkung der Frauen ist eine nicht endende Aufgabe der Frauenbewegung, um Frauen zu bilden, zu organisieren und zu mobilisieren.