Menschenrechtsbündnis Karapatan verurteilt brutale Ermordung von 10 Menschen (Catbalogan 10)

Das Menschenrechtsbündnis Karapatan verurteilt die brutale Ermordung von Benito Tiamzon, Mitglied der Friedensverhandlungsdelegation der Nationalen Demokratischen Front der Philippinen (NDFP), der NDFP-Friedensberaterin Wilma Austria-Tiamzon und acht Begleitern. Der Tod der Tiamzons und acht weiterer Personen am 21. August 2022 wurde in einer Sonderausgabe des offiziellen Organs der Kommunistischen Partei der Philippinen (CPP), Ang Bayan, vom 20. April 2023 bestätigt.

Dem Bericht von Ang Bayan zufolge befanden sich die Tiamzons und ihre acht Begleiter, die alle unbewaffnet waren, am 21. August zwischen 12 und 13 Uhr in Catbalogan City auf der östlichen Insel Samar an Bord zweier Fahrzeuge, als sie von staatlichen Kräften abgefangen und festgenommen wurden. Berichten zufolge wurden die Gefangenen schwer gefoltert. Zeugen berichteten, dass ihre Gesichter und Körper zertrümmert und offenbar mit harten Gegenständen geschlagen worden seien. Die Leichen der Opfer wurden dann am 22. August auf ein mit Sprengstoff gefülltes Motorboot geworfen, das von Catbalogan auf halbem Weg zur Insel Tarangnan geschleppt wurde, bevor es zur Explosion gebracht wurde. Nur acht Leichen wurden anschließend vom Militär geborgen. Sprecher der philippinischen Streitkräfte (AFP) behaupteten später, dass es an diesem Tag zu einem Feuergefecht und einer Explosion mitten auf dem Meer gekommen sei, bei dem auch das Ehepaar Tiamzon den Tod fand. Derartige Behauptungen, so die CPP, dienten lediglich dazu, Beweise für die „Schande ihres faschistischen Verbrechens“ zu vertuschen.

Die Generalsekretärin des Menschenrechtsbündnisses Karapatan, Cristina Palabay, beklagte, dass die Tiamzons und ihre acht Begleiter (bekannt als die „Catbalogan 10“) im Schnellverfahren ermordet worden seien, was eine klare Verletzung des humanitären Völkerrechts (IHL) darstelle. „Das humanitäre Völkerrecht verbietet die Tötung von Zivilisten und unbewaffneten Kämpfern oder von Personen, die nicht mehr in der Lage sind, sich am Kampf zu beteiligen, wie etwa Verwundete oder Kranke“, sagte Palabay. „Es ist bedauerlich, dass trotz der Unterzeichnung der einschlägigen Protokolle zum humanitären Völkerrecht im Rahmen der Genfer Konventionen und trotz der Verabschiedung von RA 9851 oder des philippinischen Gesetzes über Verbrechen gegen das humanitäre Völkerrecht, Völkermord und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit so viele Berichte über Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht durch die AFP vorliegen“, fügte sie hinzu.

Palabay nannte die Ermordung der CPP-NPA-NDFP-Persönlichkeiten Jorge Madlos, Julius Giron, Menardo Villanueva, Eugenia Magpantay, Agaton Topacio, Alvin Luque und Ericson Acosta, die allesamt unter höchst zweifelhaften Umständen stattfanden. „Bei vielen dieser Morde“, so Palabay, „wurde leierhaft die ’nanlaban‘-Linie (*) angeführt, so wie sie auch zur Rechtfertigung der Morde im Drogenkrieg verwendet wurde. In allen Fällen“, fügte sie hinzu, „scheint man alles unter den Teppich kehren zu wollen, indem man die Opfer als ‚kommunistische Terroristen‘ abstempelt.“

„Schlimmer noch“, so Palabay, „auch Zivilisten werden von den staatlichen Behörden durch wahllose Bombardierungen aus der Luft und Artillerieangriffe ins Visier genommen, weil sie verdächtigt werden, die CPP-NPA zu unterstützen“, wobei sie Bombardierungen in Baggao, Cagayan sowie in der Provinz Kalinga-Apayao als jüngste Beispiele aufführte.

Palabay forderte eine unabhängige Untersuchung der Umstände der Verhaftung und Tötung der „Catbalogan 10“. „Eine derart brutale Behandlung von Verhafteten ist in einer Gesellschaft, die sich als zivilisiert bezeichnen will, völlig inakzeptabel“, sagte sie. „Die abscheuliche Ermordung der Tiamzons und das Massaker an den ‚Catbalogan 10‘ sind eindeutige Akte des faschistischen Staatsterrorismus, die von allen Menschenrechtsverfechtern verurteilt werden müssen.“

Benito und Wilma Tiamzon, beide Aktivisten aus der Zeit vor dem Kriegsrecht und Veteranen des Kampfes gegen die Marcos-Diktatur, wurden im März 2014 in Cebu verhaftet. Sie standen zuletzt im Blickpunkt der Öffentlichkeit, als sie freigelassen wurden, um an den Friedensverhandlungen mit der philippinischen Regierung in den Jahren 2016 bis 2017 teilzunehmen. Benito war Mitglied der NDFP-Verhandlungsdelegation, während Wilma den Vorsitz der Gegenseitigen Arbeitsgruppe zur Beendigung der Feindseligkeiten und zur Disposition der Streitkräfte führte. Das Paar tauchte unter, nachdem die Regierung Duterte die Friedensgespräche platzen ließ und ein Gericht in Manila im Jahre 2018 einen Haftbefehl gegen die Tiamzons erließ.

Palabay forderte Gerechtigkeit für die „Catbalogan 10“ und alle anderen Opfer des Staatsterrorismus.

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Quelle:

https://www.karapatan.org/media_release/karapatan-condemns-brutal-killing-of-benito-and-wilma-tiamzon-and-companions-calls-for-independent-probe/

(*) Das von staatlichen „Sicherheits“kräften stets bemühte Narrativ, in Notwehr gehandelt zu haben.

Die Übersetzung ins Deutsche und redaktionelle Bearbeitung besorgte Rainer Werning.