Werning iz3w 364 – kurz

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West-östliche Aperçus über die 68er-Bewegung in der BRD und in Südostasien

Es war nicht allein der Vietnamkrieg, der die Protestbewegungen von 1968 entfachte. Doch spielte er eine wichtige Rolle für die Politisierung junger Menschen, in Westdeutschland ebenso wie in den Philippinen. Unser Autor berichtet als teilnehmender Beobachter von den Aktivitäten, Ansätzen und Problemen der damaligen AktivistInnen.

Von Rainer Werning

»1968« ist ein halbes Jahrhundert später zur ebenso großen wie vagen Chiffre geworden. Die Feuilletons der Leitmedien werden sich bald erneut des Themas annehmen, um es – je nach Perspektive – mit Verve in Grund und Boden zu verdammen oder es homöopathisch dosiert zu deodorisieren.

Zeitgeistig gewendete Ex-Linke werden dabei aufgrund unterstellter Authentizität bevorzugt auf den Schild gehoben und als ZeugInnen herangezogen, um nunmehr in einem Mix aus Zynismus und Sarkasmus gegen all das vom Leder zu ziehen, wofür sie vor fünf Dekaden meist selbst 150-prozentig, wenn nicht unbedingt mit ihrem Kopf, so doch mit ihrem Kragen gestritten hatten.

Verflixte Dialektik

Persönlich bleiben für mich im Prozess der so genannten »68er-Bewegung« folgende markante – höchst positive wie gänzlich deprimierende – Ereignisse in Erinnerung: Im Sog der vielfältigen Politaktionen der »Außerparlamentarischen Opposition« (APO) in Gestalt des rührigen Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) formierten sich auch linke Schülerinitiativen, gruppiert um das von 1967 bis 1969 in Frankfurt ansässige Aktionszentrum unabhängiger und sozialistischer Schüler (AUSS). Sie trugen maßgeblich zur Schärfung antiautoritären, kritischen Bewusstseins und zur Politisierung des eigenen Umfelds bei. Unis und Schulen wurden zunehmend als Horte botmäßiger Zurichtung von Individuen ausgemacht. Notstandsgesetze wurden für den »Ernstfall« trotz massiver Proteste verabschiedet.

Und dann gab es immer wieder diese wirkmächtigen Bilder des ersten »telegenen« Krieges aus dem fernen Vietnam in der allabendlichen Tagesschau, inklusive der »Bodycounts« von hochrangigen US-amerikanischen Militärstrategen. Mehrheitlich unterstützt wurden sie von christlich-demokratischen PolitikerInnen, in deren geschlossen antikommunistischem Weltbild (ein wesentliches Relikt der Nazi-Ära) der von Washington ausposaunte Feldzug für »Freedom & Democracy« in Südostasien für bare Münze genommen und als gerecht begrüßt wurde.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin
Gegründet 1947 – Sa. / So., 11. / 12. Februar 2017, Nr. 35
Ausgabe vom 11.02.2017, Seite 15 / Geschichte

Großbritanniens Niederlage
Vor 75 Jahren eroberte Japan die als »uneinnehmbare Militärfestung« geltende Hafenstadt Singapur und errichtete ein brutales Herrschaftssystem

Von Rainer Werning

Angehörige des Infanterieregiments »Suffolk« werden von japanischen Soldaten gefangengenommen
Foto: Wikipedia/gemeinfrei


 

Wer später dann die Zeit der korrupten Britischen Militäradministration unmittelbar nach der Kapitulation Japans sowie die bittere Armut noch Jahre nach den japanischen Grausamkeiten miterlebte, wer dann auch noch die Inkompetenz und Ineffizienz dieser Verwaltung in den malaiischen
Dörfern und Städten auf Schritt und Tritt erleiden musste, der sollte nicht anmaßend sein und behaupten, man hätte lieber einen kühlen Kopf bewahren und einen anderen Weg einschlagen sollen. Ich konnte keinerlei Kompromiss mit den Japanern schließen. Ebensowenig hätte ich mich jemals
mit einem System arrangieren und für dieses arbeiten können, das einzig auf die Kontinuität des britischen Kolonialismus setzte.
Chin Peng: My Side of History, Singapur 2003, S. 510 f. – Übersetzung: Rainer Werning
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