Tageszeitung junge Welt / Berlin
Gegründet 1947 – Sa. / So., 18. / 19. August 2018, Nr. 190
Ausgabe vom 18.08.2018, Seite 6 / Ausland
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Philippinen: Präsident spricht von Rücktritt und hätte
Sohn des früheren Diktators gern als Nachfolger
Von Rainer Werning
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Dutertes Favorit: Ferdinand »Bongbong« Marcos Jr.
Foto: Aaron Favila/AP/dpa
Nach reichlich zweijähriger Amtszeit hat der vom philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte ausgerufene »Antidrogenkrieg« bereits über 10.000 Tote gefordert. Die Opfer, meist arme Schlucker aus städtischen Slums, wurden auf offener Straße buchstäblich exekutiert – von der Polizei oder Bürgerwehren mit Unterstützung beziehungsweise Duldung staatlicher Instanzen. Das übersteigt schon heute die Gesamtzahl sämtlicher Opfer von Menschenrechtsverletzungen während der Ära des von 1965 bis 1986 herrschenden Despoten Ferdinand E. Marcos und all seiner Nachfolger.
Bei seinem Amtsantritt am 30. Juni 2016 gelobte Duterte, die im Lande grassierende Korruption »mit Stumpf und Stiel auszurotten«. Anfang der Woche nun zeigte sich der ansonsten draufgängerische Präsident ermattet und klagte öffentlich über die Allgegenwart von Korruption, die selbst in Regierungsstellen und staatlichen Behörden präsent sei. Mehrere Regierungsangestellte und Armeeoffiziere wurden bereits gefeuert. Dann sattelte Duterte Mitte der Woche noch einen drauf und kündigte an, vor Ende seiner regulär bis Ende Juni 2022 laufenden Amtszeit zurücktreten zu wollen. Zur Bedingung machte er allerdings, dass dann nicht – wie von der Verfassung vorgeschrieben – die amtierende Vizepräsidentin, sondern »eine fähige Führungskraft wie beispielsweise Ferdinand ›Bongbong‹ Marcos Jr.« ihn beerben müsse.
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