Solidaritätserklärung der KMU mit den dt. Bauernprotesten

An den BDM und an die interesssierte Öffentlichkeit

Brief vom 3. Juni 2009

„Sehr geehrter Damen und Herren, unsere herzlichsten Grüße..
während Sie noch zu beschäftigt sind mit dem Pfingstjugendtreffen, sende ich eine Solidaritätsbotschaft an die protestierenden Bäuerinnen in Berlin. Ich weiss nicht, ob das noch passt, wenn der Protest schon vorbei ist. Trotzdem können Sie diese noch immer verwenden mit entsprechender Änderung. Gewisse Fakten über die landwirtschaftlichen Arbeiter, insbesondere auf den riesigen Ananas- und Bananenplantagen hier im Süden der Philippinen sind nach wie vor verwendbar. Ihre Lage hat sich nach wie vor nicht geändert. Einige kleine landwirtschaftliche Betriebe auch hier in den Cordillera gehören kleinen Geschäftsleuten oder Familienunternehmen, die betroffen sind von der Liberalisierung der WTO. Wir freuen uns über einen Kommentare dazu. In Solidarit ät, Cristina Torafing von der KMU, Baguio City, Philippinen
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Solidaritätsbotschaft an die streikenden und protestierenden Bäuerinnen in Berlin für faire Milchpreise und bessere Löhne von Cristina KMU Frauenkomitee der Cordillera vom 29. Mai:
Im Namen der KMU sende ich die herzlichsten Grüße an die (vor dem Haus der Bundeskanzlerin A. Merkel) protestierenden Bäuerinnen, die sich teilweise im Hungerstreik für ihre Forderung nach höheren und fairen Milchpreisen befinden.

Wir strecken unsere Hand aus, um zusammen zu stehen im Kampf für gerechte Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Denn auch wenn wir weit von einander entfernt sind, so müssen wir gemeinsam kämpfen gegen die gleichen Gegner und müssen uns gegenseitig unterstützen.

Am 22. Mai 2009 haben Teile der philippinischen Bundespolizei gewaltsam am 40. Tag das friedliche Lager der Landbevölkerung vor den Toren des „Hauses der Abgeordneten“ in Manila zerstört. Der Protest setzte sich ein für die Verabschiedung einer echten Landreform. Die Sicherheitskräfte und die Feuerwehr benutzten Wasserkanonen gegen die protestierenden Bauern, Fischer und ihre Familien mit vielen anwesenden Kindern. Sie wurden gewaltsam vertrieben vom Batasan Komplex, wo Dutzende von ihnen, auch Frauen, verletzt wurden. Doch diese Zerstörung wird die Beharrlichkeit der Bauern nur verstärken im Kampf für ihre legitimen und demokratischen Rechte.

In den Philippinen leben 55% der Bev ö lkerung auf dem Land und 90% davon leben unter zunehmender Armut, weil ihnen Land fehlt, ihre Farmen nur wenig produzieren und es an Arbeit mangelt. Dabei produziert der landwirtschaftliche Bereich fast 75% der Inlandsproduktion. Zwar ist dieser landwirtschaftliche Sektor noch unterentwickelt, weil er nur wenig Unterstützung von der Regierung erfährt. Ein sehr großer Teil der Arbeitskräfte hat keinen Zugang zu lohnender, sicheren und dauerhaften Anstellung.

In Mindanao z.B. hat seit 1960 Dole und Del Monte die Ananas-und Bananen-Industrie beherrscht und konkurriert als größter globaler Lieferant auf dem Ananas-Weltmarkt. Frauen sind die eigentlichen Arbeiter in diesen multi-nationalen Gesellschaften. Während die riesigen Profite der agrounternehmen sich vergrößern, sind Missbrauch der Arbeitsrechte, unmenschliche Arbeitsbedingungen und umweltschädigende Zustände an der Tagesordnung.
Die Landarbeiterinnen und Landarbeiter arbeiten im Durchschnitt 10 bis 12 Stunden am Tag, sechs Tage in der Woche unter der Sonnenhitze. Hohe Produktionserträge und niedrige Akkord-Löhne zwingen die Arbeiter, länger zu arbeiten, um ein kümmerliches Dasein zu fristen. Während die Arbeitskosten nur einen geringen Anteil am Verkaufspreis der Ananas haben, verdienen die normalen Arbeiter weniger als einen Dollar pro Stunde.
Die Freiheit zum Zusammenschluss [Koalitionsrecht] und das Recht auf Lohnverhandlungen werden verletzt. Gewerkschaftsführer werden systematisch gefeuert und entlassen, um zu verhindern, dass Gewerkschaften in der Ananas-Produktion tätig sind. 77% der Arbeiter sind Kontraktarbeiter, die weniger als normale Arbeiter verdienen. Ihnen werden auch die mindesten Arbeiterrechte und soziale Zulagen verwehrt, die dem normalen Arbeiter zustehen. Zeitarbeitern stehet legal kein Recht zu, sich zu organisieren und gemeinsam über Löhne zu verhandeln. Die meisten Frauen, die in dieser Industrie arbeiten, sind Zeitarbeiter.
Arbeiter sind oft den giftigen Chemikalien ausgesetzt durch Pestizide und Kunstdünger. Sie ernten riesige Ananas unter der Sonnenhitze, während andere stundenlang an den Fließ bändern stehen, wo die Früchte gewaschen und verpackt werden, ohne die Möglichkeit zu haben, zur Toilette zu gehen. Deswegen sind Blasenleiden ein allgemeines Leiden. Andere Nebeneffekte stammen von Allergien, Unwohlsein und Hautausschläge bis zu noch schlimmeren langfristigen Folgen. Die Agrounternehmen bieten nicht immer richtige Schutzmassnahmen und Schutzkleidung an. So sind Arbeiter und deren Angehörige oft den Chemikalien ausgesetzt, wenn sie die verschmutzte Kleidung waschen. Im Durchschnitt haben Ananas-Plantagenarbeiter ein Arbeitsleben, das gerade vier Jahre lang möglich ist.
Die Ausweitung der Ananas-Industrie hat Gemeinden bedroht und die natürliche Umwelt. Die Agrochemie hat die Wasserversorgung in den Ananas-Plantagen vergiftet. Entwaldung und Monokulturen haben das Gleichgewicht der Kulturlandschaft verändert.

Dole und Del Monte gehören zu den multinationalen Gesellschaften, die den Profit maximieren auf Kosten von hoher Arbeitslosigkeit, Wanderarbeitern und schelchten Arbeitsbedingungen in verarmten Regionen wie in Zentralamerika und Südostasien.

Der Kampf vieler Filipinos gilt einer echten Landreform (GARB- Genuine Agrarian Reform Bill). Diese Reform soll anerkennen, dass das Land die wichtigste Grundlage ist für die Entwicklung der Landwirtschaft und des ganzen Landes: Sie zielt darauf ab, die gesellschaftlichen und geschichtlichen Fehler zu korrigieren durch die Abschaffung des Land-Monopols [durch die wie Feudalfürsten herrschenden Großgrundbesitzer] und durch die Umsetzung einer wirklichen Verteilung des Landes an die, die es bebauen, und für eine Abschaffung jeglicher Ausbeutung der Bauern. Die Forderung nach einer GARB ist umso dringlicher geworden durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise.

Noch einmal, wir vereinigen uns sehr mit den Arbeitern und Bauern in Deutschland, die für soziale Veränderung kämpfen und für eine bessere Welt. Zusammen stehen wir auf gegen alle Formen von Ausbeutung.
Arbeiter und Bauern der Welt, schließt euch zusammen und vereinigt euch. Es lebe die internationale Solidarität! Nieder mit dem Imperialismus! Es lebe der proletarische Internationalismus!

Ergänzung durch E. Schmid:
Die kleinen Bauern auf dem Lande im Reis-, Obst und Gemüseanbau sind derzeit einem internationalen Konkurrenzkampf ausgesetzt, der ihre Existenz bedroht. In Massen müssen sie ihr seit jahrtausenden bewirtschaftets Land oder ihre Fischgewässer verlassen und auf der Suche nach Arbeit und Brot für sich und ihre Familie in die Städte ziehen. Die Liberalisierungsmaßnahmen der WTO zu Gunsten der internationalen Agroindustrie zerstört ihre Existenzgrundlage. So kaufen sie große Ländereien und die Wasservoräte auf, so dass auch für den Reisanbau kaum noch Wasser vorhanden ist. So werden die Bauern systematisch ruiniert. Die Billigwaren kommen derzeit vor allem aus China, die mit einem Heer von Distributern die Preise drücken. Enorm verstärkt wird diese Entwicklung durch die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise. Durch diese Angriffe auf die Lebenslage der Menschen sind sie herausgefordert sich zu wehren und sich einzusetzen für die GARB: Land und Freiheit- tierra et libertad!

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Orginaltext:
Dear Sir,
our warmest greetings.
While you are too busy at the Whitsun Youth Festival, i am sending this message for the protesting women in Berlin. I dont know if it is still appropriate to send it as a solidarity message if the protest is over. Nevertheless, you can still edit as you deem necessary. Some data on the agricultural workers specific on the giant pineapple and banana plantation here in the Southern Philippines that you may use. It is a very clear situation that they can relate with. Some small agricultural plantations are here also in the cordillera but are owned by small businessmen or family businesses who are also affected by the trade liberalization of WTO. Any comments are appreciated. In solidarity, Cristina
A Solidarity Message to the Workers’ Strike for Fair Prices of Milk and for Higher Wages in Berlin
by Cristina F. Torafing Kilusang Mayo Uno- Cordillera KMU Women’s Committee May 29, 2009In behalf of the The Kilusang Mayo Uno- Cordillera (May 1st Movement), I salute the protest and hunger strike of some workers in Berlin in their demand for fair prices of milk that they produce. We join hands with you and together we stand for just wages and better working conditions.
On 22 May 2009, elements of the Philippine National Police-Special Action Force violently demolished the peaceful 40th day of the Rural People’s Camp Out for the passage of the Genuine Agrarian Reform Bill (House Bill 3059). Security guards and firemen used water cannons against the protesters. Farmers, fisherfolks and their families were forced out from the premises of the Batasan Complex where dozens of them, including women were injured. But the demolition will only strengthen the determination of the farmers to fight for their legitimate and democratic rights.
In the Philippines, 55% of the national population is concentrated in the rural areas and 90% of them live in worsening poverty due to landlessness, low farm productivity and lack of jobs. Meanwhile, combined production of the agricultural sector accounts for almost 75% of the domestic economy. However, the agricultural sector remains underdeveloped because it receives small support from the government. A very huge portion of the labor force is thus denied access to gainful, secure and sustainable employment.
In Mindanao (Southern Philippines) for example, since the 1960s, Dole and Del Monte Philippines has dominated the pineapple and banana industry in the Philippines and compete as the largest global suppliers of both processed pineapple all over the world. Women are the principal workers in these multinational companies. While giant profits continue to expand, labor rights abuses, inhumane working conditions, and environmental degradation are evident.
Workers work on an average of 10-12 hours a day, 6 days a week under the heat of the sun. High production quotas and low piece rate wages forced workers to work longer in order to make a meager living. While, labor costs only account for a small percentage of the total selling price of the pineapples, a regular worker earns less than $1 an hour.
Freedom of association and right to collective bargaining are violated. Union leaders have been systematically fired and laid off to obliterate any union presence in pineapple production. 77% of the workers are contract- laborers earning lesser than the regular worker. They are denied most of the basic labor rights and social benefits granted to regular workers. As temporary/contract workers, they are legally stripped of their rights to organize into unions and bargain collectively. Most women working in the industry are contract workers.
Workers are frequently exposed to toxic chemicals through pesticides and fertilizers. They harvest giant pineapples under the heat of the sun while others stand for hours in assembly lines, washing and packing the fruits, unable to go to the toilet to relieve themselves. That is why Urinary Tract Infections (UTI) are common complaints. Other side effects range from allergies, nausea and skin rashes to more serious, long term conditions. Companies do not always provide proper protective gear and family members or workers are frequently exposed to the chemicals when laundry is done at home. On average, pineapple plantation workers only have a work life of four years.
Pineapple industry expansion has threatened communities and the natural environment in areas of cultivation and processing. Agrochemicals have contaminated the water supplies in pineapple growing. Deforestation and monoculture have altered the biodiversity of the region.
Dole and Del Monte are just among the multinational companies maximizing profits and taking advantage of high unemployment, migrant workers and weak labor standards in impoverished regions like Central America and Southeast Asia.
The struggle of the great number of Filipinos is for the Genuine Agrarian Reform (GARB). GARB recognizes that land is the most vital resource for development of agriculture and the entire nation. It aims to correct a social and historical wrong by dismantling land monopoly and implementing genuine land distribution and eliminating all forms of exploitation of farmers. The demand for the GARB has become even more urgent amid the global financial and economic crisis.
Again, we strongly unite with the workers in Germany struggling for social change and for a better world. Together we stand against all forms of exploitation.
WORKERS OF THE WORLD UNITE! LONG LIVE INTERNATIONAL SOLIDARITY!
DOWN WITH IMPERIALISM! LONG LIVE PROLETARIAN INTERNATIONALISM!