Die Corona-Pandemie und ihre Auswirkungen in den Philippinen, Teil 2

Zusammengestellt aus Artikeln aus Bulatlat.com vom 21.03., 22.03., 23.03., 24.03., 25.03., 26.03., 27.03., 29.03., 30.03., 31.03., 01.04., 02.04., 03.04., 04.04., 05.04., 06.04., 07.04. , 08.04. und 09.04.2020

Offizielle Entwicklung der Corona bzw. COVID-19-Fälle in den Philippinen

Datum Infizierte
11.03.2020 35
13.03.2020 52
14.03.2020 98 8 Tote
22.03.2020 307 19 Tote
22.03.2020 später 380 25 Tote
26.03.2020 707 45 Tote
30.03.2020 1.546 78 Tote

Die Verhängung der Ausgangssperre über die Luzon hat innerhalb der Gefängniszentren auch zu schärferen Maßnahmen geführt, z. B. dem zeitweiligen Besuchsverbot. Die Kranken und Älteren, die Medizin benötigen und Nahrungsmittelbeschränkungen haben, sind am stärksten gefährdet. Basierend auf Angaben des Obersten Gerichtshofes sitzen 71% der Häftlinge auf der Grundlage von falschen Urteilen ein, mehr als 500 davon sind politische Häftlinge. Die schreckliche Lage im philippinischen Gefängnissystem verhindert die Handhabung einer „sozialen Distanzierung“. Darüber berichtete Ofel Beltran-Balleta, die sich Innerhalb der Menschenrechtsorganisation Karapatan um Dienstleistungen für politische Häftlinge kümmert. Ofel ist eine Tochter des verstorbenen legendären Gewerkschaftsführers der KMU, Crispin Beltran. Ihre Berichte unterstreichen die Forderung der Angehörigenorganisation Kapatid nach Massenfreilassung.

In einer Videokonferenz am 21.03.20 machen sich mehrere Ärzte für die Durchführung von Massentests stark. Nur so mache die Gemeindequarantäne (Ausgangssperre) Sinn, so der fortschrittliche Arzt Dr. G. Nisperos. Der in den Gemeinden an vorderster Front tätige Arzt Dr. Javier stimmt dem voll zu: Eine Quarantäne ohne Testung bürdet den Menschen die Lasten auf. Nisperos kritisiert ebenso den doppelten Maßstab, dass alle Politiker das Recht auf Testung hätten, während das bei Gesundheitsbeschäftigten limitiert sei. Während das Gesundheitsministerim keine Notwendigkeit für eine Massentestung sehe, zeige die Erfahrung aus Süd-Korea wie erfolgreich das sein könne. Dadurch konnte Ansteckungskurve abgeflacht werden.

Carlos Zarate, Abgeordneter der fortschrittlichen Parteiliste Bayan Muna fordert von 7 Ministerien den Einsatz ihrer finanziellen Mittel in Höhe von insgesamt 6,8 Milliarden Pesos für die Bedürfnisse des Volkes bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen. Und die College Editors Guild of the Philippines fordert die Umleitung der Gelder verschiedener antikommunistischer und Geheimdienstorganisationen in den Gesundheitssektor. Die fortschrittliche Vereinigung der Gesundheitsbeschäftigten AHW äußert ihre Betroffenheit darüber, dass ein großer Budgetbrocken von über 14 Milliarden Pesos als ökonomische Hilfe in den Tourismussektor vergeben worden ist. Treffend kritisiert die fortschrittliche Forschungsorganisation IBON, dass keines der Infrastrukturprojekte etwas mit der Bekämpfung der Corona-Pandemie zu tun habe.

Aufgrund der 30-tägigen, antikommunistisch begründeten Schließung von vielen Schulen (sie seien betrieben von den kommunistischen Guerillas) der indigenen Lumad in Mindanao befinden sich seit einiger Zeit über 100 Lumad Kinder auf dem Gelände der Diliman Universität in der Stadt Quezon. Diese Stadt zählt mit zu den Städten, von denen die meisten COVID 19 Infektionen berichtet werden. Wegen dem Mangel von Gesichtsmasken schützen sich die Kinder mit vollkommen unzureichenden Servietten.

 

Dem fortschrittlichen Enthüllungsmagazin Bulatlat werden unnötige Voraussetzungen für die Zulassung zur Quarantäne-Gebieten auferlegt. Das Internationale Pressezentrum teilt ihm auf Nachfrage mit, dass man Mainstream-Medien bei der Zulassung priorisiere. Das Magazin bewertet diese als Diskriminierung gegenüber kleinen, nichtprofitorientierten Medien und erinnert sich zurück an Zeiten der Zensur während der Marcos-Diktatur.

 

Mit einer Sandwich-Aktion protestieren am 23.03. Pedicab-Fahrer für die versprochene Nahrungsmittelhilfe. Trotz mittlerweile 8 Tage andauernder Gemeindequarantäne wurde dieses Versprechen von der Regierung nicht eingelöst. Priester haben inzwischen einen „Heiße-Mahlzeiten-Drive-In“ eingerichtet, um Pedicab-Fahrer zu unterstützen.

 

Ein Netzwerk von Menschenrechtler/innen und juristischen Akademiker/innen kritisiert scharf, dass dem Präsidenten noch mehr Befugnisse vom Kongress zugesprochen worden sind.

In einem ausführlichen Hintergrundartikel von Bulatlat am 23.03. wird der marode Zustand des Gesundheitswesens analysiert und wie es dazu gekommen ist. So wurden mit Beginn von 1992 alle staatlichen Krankenhäuser dezentralisiert. Das führte dazu, dass den örtlichen Gemeinden weniger Geld zur Finanzierung der dortigen Kliniken zur Verfügung stand und Patienten/innen deswegen mehr bezahlen mussten/müssen. Ein weiteres Ergebnis davon ist, dass Verhältnis von 20 Klinikbetten für jeden 10.000den (WHO-Vorgabe) nicht erreicht wurde. Mit Stand von 1990 sind es 14,4 Betten für 10.000 Menschen bzw. 9,9 Betten im Jahr 2014. Desweiteren erlebte das Gesundheitswesen massive Budgetkürzungen. Grundbedürfnisse wie Gesundheit sind für die Ärmsten der Armen kaum zu befriedigen. Es gibt auch Gemeinden, die keinen Zugang zu Wasser haben. In dem ärmsten Stadtvierteil von Manila, Tondo, benutzen gemeindeorientierte Gesundheitsbeschäftigte und die Frauenorganisation Gabriela selbsthergestellte Poster als Teil ihrer Informationsfahrt zu COVID 19.

Am 23.03. erlässt Duterte endlich eine Anordnung, den staatlichen Beschäftigten eine Erschwerniszulage von 500 Pesos am Tag (ca. 8,33 €) auszuzahlen. Dies betrifft die in den nationalen Regierungsämtern wie staatliche Universitäten und Hochschulen und regierungseigenen bzw. –kontrollierten Gesellschaften. Die fortschrittliche Organisation der staatlichen Beschäftigten Courage fordert, dass es bei der Auszahlung an die Arbeiter/innen zu keiner Diskriminierung kommen darf, z.B. gegenüber Vertragsarbeiter/innen und Auftragsarbeiter/innen.

Unter den Bedingungen der Ausgangssperre entwickeln die Menschen neue Kommunikationsinstrumente. Mit einem Tiktok Video (eine Kurzform Mobilvideo-Anwendung) verbreiten Mitglieder von Jugendorganisationen ein 7-Punkte Programm mit Forderungen an die Duterte-Regierung:

  1. Sofortiger Einsatz von medizinischen Lösungen statt militärischer Aktionen, 2. Sicherstellung der Gesundheit und Sicherheit der Arbeiter/innen und Angestellten in öffentlichen und privaten Bereichen, 3. Sicherstellung kostenloser Massentestung auf COVID 19 und Dienstleistungen, 4. Umleitung von 4,5 Milliarden Pesos aus dem Geheimfond in den Gesundheitsbereich, 5. Einführung strenger Preiskontrolle, 6. Sicherstellung von sauberem Wasser, 7. Unterstützung und Finanzierung örtlicher Wissenschaftler/innen und Gesundheitsbeschäftigter.

167.688 Menschen unterstützen bis jetzt mit ihrer Unterschrift die Forderung nach Durchführung von Massentestung.

Scharf kritisiert wird von der fortschrittlichen Organisation TAG (begabte Kräfte in dem GMA-Netzwerk), dass die Angestellten trotz Schließung wegen der Ausgangssperre keinen vollen Lohn erhalten. Nur die regulär Beschäftigten werden bezahlt, die Talente erhalten nur einen Vorschuss.

Die Kommunistische Partei der Philippinen reagiert auf den Appell von UN-Generalsekretär A. Guterres und ordnet einen Waffenstillstand für die NPA vom 26.03.-15.04.2020 an (siehe dazu auch den Artikel von Rainer Werning: Mit Militär gegen das Virus).

Michelle Bachelet, UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, wendet sich an alle Regierungen, sofortige Maßnahmen zu treffen, um die Gesundheit von Menschen in Gefängnissen und anderen geschlossenen Einrichtungen vor COVID 19 zu schützen. In vielen Ländern seien die Gefängnisse überfüllt, die Gefangenen befänden sich in unhygienischen Zuständen und der Gesundheitsdienst sei nicht entsprechend bzw. nicht existent. Mehr als zuvor sollte jetzt jeder Mensch entlassen werden, dessen Inhaftierung auf einer ungenügenden rechtlichen Basis beruhe, einschließlich politischen Häftlingen und anderen, die nur inhaftiert sind, weil sie sich kritisch geäußert haben oder abweichende Ansichten vertreten. KAPATID griff das auf und forderte die sofortige Freilassung von Älteren, Kranken oder Schwangeren, die dem größten Risiko ausgesetzt sind. Außerdem forderten sie von den Gefängnisbehörden den Beginn von  Massentests zu COVID-19.

Verschiedene Ärzte  in den Philippinen äußerten Kritik an Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation Paracetamol, Ibuprofen bei Symptomen von COVID-19 zu benutzen. Sie verwiesen dabei auf negative Nebenwirkungen, die dabei entstehen können. Ihrerseits empfehlen diese Ärzte den Gebrauch alter Hausmittel wie Wadenwickel, Vitaminen und traditioneller Medizin, um die Leiden zu lindern.

Die fortschrittliche Organisation der Bäuerinnen, Amihan, kritisiert scharf, dass ein Kapitalist in Bataan die Ausgangssperre ausnutzt, um 42 Farmerfamilien ihres Landes zu berauben. Er will es an die Gesellschaft Santa Lucia Realty verkaufen, die ein Wohnbauprojekt durchziehen will.

Die Philippinisch-Kubanische Freundschaftsgesellschaft und die Internationale indigene Volksbewegung für Selbstbestimmung und Befreiung hat die kubanische Regierung um sofortige medizinische Unterstützung gebeten. COVID 19 verbreite sich exponentiell in den Philippinen und die große Armut und ineffektiven medizinischen Leistungen verursachten im Land ein massives humanitäres Problem, das sich auf die Armen und Marginalisierten auswirke. Von den kubanischen Ärzten, die in 59 Ländern auf der ganzen Welt aktiv sind, haben sich 37 mit COVID-19 infiziert, so die Aussage von kubanischen Funktionären.

Am 27. März 2020 berichtet Bulatlat über einen Vorfall, der große Empörung hervorruft. Senator Aquillino Pimentel, der vor kurzem positive auf COVID-19 getestet wurde, bricht die Quarantäne-Regeln und bringt das Leben vieler Menschen in Gefahr, in dem er seine schwangere Frau in das Medizinzentren Makati begleitet und Süßigkeiten in einem Einkaufszentrum einkaufen geht. Trotz dieser unverantwortlichen Handlungsweise des Mitgliedes der Liberalen Partei zeigt das Gesundheitsministerium „menschliches Mitgefühl“ und geht nicht dagegen vor. Zu Recht bewertet dies die Menschenrechtsorganisation Karapatan als doppelten Maßstab und stellt die Frage: wo ist das menschliche Mitgefühl, wenn Obdachlose, städtische Arme inhaftiert werden oder in Hundekäfige gesperrt werden oder als Strafe in der glühenden Sonne sitzen müssen?

Bekannt wird auch die menschenverachtende Behandlung von Arbeiter/innen bei dem Nahrungsmittelhersteller Century Pacific Food in Laguna. Weil sie wegen der Ausgangssperre nicht zwischen der Fabrik und ihrem Zuhause hin- und herfahren können, wurde ihnen in der Fabrik ein Übernachtungsquartier angeboten. Die großzügig angebotenen Räume sind mit Pappkartons als Betten ausgestattet. Es gibt keine sanitären Anlagen. Die regionale Mitgliedsorganisation der Gewerkschaft KMU, PAMANTIK, bezeichnet das in einer Stellungnahme als „Ausnutzung der Situation, um noch größere Profite zu machen.“ Die Firma hat den Arbeiter/innen weder medizinische noch finanzielle Unterstützung gegeben noch Erschwerniszulagen bezahlt. Das Institut für berufliche Sicherheit und Entwicklung, IOHSAD, forderte eine Untersuchung dieses Skandals. Die Firma produziert Thunfisch, argentinisches Corned Beef und Sardinen.

In einem Bericht von der fortschrittlichen Organisation „Defend Job Philippines“ werden himmelschreiende Zustände angeprangert. Sie hatten eine Untersuchung durchgeführt, an der sich über 1.000 Anrufer beteiligt hatten, die meisten aus der Hauptstadtregion Manila. Dazu kamen noch 2.000 Online Antworten und 1.768 Onlin-Unterschriften  bis zum 25. März. Die Umfrage bezog sich auf das finanzielle Unterstützungsprogramm des Arbeitsministeriums. Es sei inakzeptabel und nicht für alle Arbeiter/innen und angesichts der Auswirkungen der Ausgangssperre zu gering. Das Arbeitsministerium definiert als betroffene Arbeiter/innen nur die, die bei privaten Firmen beschäftigt sind. Nach Angaben von IBON werden durch die sog. Quarantäne-Periode ca. 11 Millionen Arbeiter/innen und informell Beschäftigte, insbesondere im Nahrungsmittel-Einzelhandel und Callcentersektor betroffen. Im Einzelnen listet die Reportage folgende unfaire Arbeitsbedingungen auf:

  • Nichtbezahlung von Löhnen und Zulagen
  • Kündigungen wegen der Abwesenheit aus Angst um ihre Gesundheit
  • Nichtbezahlung der Billigtarife von Erschwerniszulagen für die an vorderster Front tätigen Gesundheitsbeschäftigten und andere Arbeiter/innen
  • Nichtbeachtung der beruflichen Sicherheits- und Gesundheitsbestimmungen
  • Zwang zur Arbeit zu gehen
  • Einführung von erzwungenem Fernbleiben
  • Und nicht Herausgabe von persönlichem Schutzmaterial.

In einem ausführlichen Artikel behandelt Bulatlat am 29.03.2020 den Zusammenhang der Corona-Pandemie und verschiedenen Erscheinungen der Umweltzerstörung:

Bezugnehmend auf eine Studie von dem Journal Nature wird festgestellt, dass sich die Anzahl von neuen Infektionskrankheiten alle 10 Jahre zwischen 1940 und 2004 vervierfacht hat. Eine weitere Studie von Royal Society stellt fest, dass sich die Anzahl der ausgebrochenen Infektionskrankheiten pro Dekade zwischen 1980 und 2013 mehr als verdreifacht hat. Es wird die Frage aufgeworfen, warum Tierkrankheiten, die sich über Jahrhunderte  harmlos in Grenzen halten und durch die Natur regulieren ließen nun eine tödliche Bedrohung für die Menschheit darstellen. Das hänge mit der kapitalistischen Art der Produktion zusammen, wo komplexe Ökosysteme zerstört würden. Die Entwaldung zerstört den natürlichen Lebensraum von Wildtieren wie Fledermäusen und Affen, die Virenträger seien. Nur noch 15% der Wälder der Welt sind intakt. Der Rest wurde gerodet oder fragmentiert, um den Industriefarmen, Viehweiden sowie Bergbau Platz zu schaffen. Der industrielle Landraub und die Monokulturen führen zu einer Verschiebung des Gleichgewichts zwischen den Tieren und den Viren in den Wäldern, wodurch die Wahrscheinlichkeit erhöht wird, dass sie sich auf andere Wirte übertragen. Die industrielle Tierfarmwirtschaft führe ebenfalls zu massiver Entwaldung. Die große Pharma-Industrie, das kapitalistische Streben nach Profit macht uns krank und profitiert dann wieder von unserer Krankheit.

 

Die Neue Volksarmee (NPA) begeht den 51. Jahrestag ihrer Gründung am 29. März mit der Mobilisierung ihrer Kräfte zur Bekämpfung von COVID-19. Die CPP wies die NPA, insbesondere ihre medizinischen Einheiten an, eine Kampagne in Koordination mit den revolutionären Dorfgesundheitskomitees durchzuführen, um die Krankheit einzudämmen, den Älteren und schwangeren Frauen besondere Aufmerksamkeit zu widmen, den Infizierten zu helfen und persönliche Hygiene und Gemeindesanität zu fördern. Die CPP wies auch ihre Mitglieder in den Städten an, ähnliche Massenkampagnen durchzuführen, Massentests und öffentliche Gesundheitsmaßnahmen einzufordern. Sie fordert alle Filipinos auf, den Rücktritt des Präsidenten zu fordern – als Antwort auf die kriminelle Sabotage des öffentlichen Gesundheitssystems.

Gesundheitsbeschäftigte in verschiedenen Krankenhäusern führen am 30. März 2020 einen online-Protest durch und fordern ausreichende persönliche Schutzausrüstung. Die Protestaktion unter dem Slogan #ProtestFromWards fordert von der Duterte-Regierung des Weiteren:

  • Kostenlose Testung aller Gesundheitsbeschäftigten, die mit COVID-19 Patienten/innen konfrontiert sind.
  • Reguläre Gesundheitsbeschäftigte anstellen und ausbilden, wie sie mit COVID-19 umgehen müssen.
  • Zahlung von Erschwerniszulagen und Ausgleich an alle Gesundheitsbeschäftigte, die mit COVID-19 Patienten/innen zu tun haben.
  • Anhebung des Gesundheitsbudgets auf 5% des Bruttosozialproduktes.
  • Kostenlose Personenbeförderung für alle Gesundheitsbeschäftigte.

Die Ortsgruppe von dem Frauenverband Gabriela führt im Stadt Marikina eine soziale Solidaritätsaktion mit Beachtung der sozialen körperlichen Distanz durch. Ca. 30 Familien erhalten von ihr alle zwei Tage Mahlzeiten, die durch Spendenaktionen ihrer Mitglieder finanziert werden. Von den Gemeindevorstehern erhalten die Haushalte nur 3 Kilo Reis seit der Durchführung der Quarantäne.

 

In einem offiziellen 18-Seiten Bericht des faschistoiden Präsidenten Duterte wird deutlich wie wenig die Regierung bisher getan hat, um die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen bzw. die von der Ausgangssperre betroffenen Gemeinden mit sozialer und wirtschaftliche Hilfe zu unterstützen. Kein Budget wurde freigegeben, umprogrammiert oder neu ausgerichtet, weil die Inter-Agentur Task Force zu Infektionskrankheiten ihre Budget-Anforderungen bis jetzt noch nicht eingereicht hat, um auf die COVID-19-Pandemie zu antworten. Desweiteren wurde noch kein spezieller Zweckfond benutzt, um der Pandemie Rechnung zu tragen – mit der Ausnahme eines schnellen Antwortfonds des Gesundheitsministeriums in Höhe von 500 Milliarden Pesos. Abgesehen von der Bereitstellung von 18.000 Atemschutzmasken für 3 Hospitäler, gibt es in dem Bericht keine Aussagen zu den dringend benötigten Testausrüstungen und den persönlichen Schutzausrüstungen für die Gesundheitsbeschäftigten. Der Feldversuch mit 26.000 Tests in 5 Hospitälern, der vom Ministerium für Wissenschaft und Technology unterstützt wird, wird Anfang April stattfinden. Das Transportministerium hat 402 Fahrzeuge zum Transport der Gesundheitsbeschäftigten im ganzen Land zur Verfügung gestellt. Das ist nicht mal genug für die Tausende öffentlichen Gesundheitsarbeiter/innen in Metro Manila. Die finanzielle Unterstützung des Arbeitsministeriums von 5.000 Pesos für 8.641 Arbeiter/innen sind gerade einmal 0,45 % der tatsächlich durch die Ausgangssperre betroffenen 190.000. Die vom sozialen Wohlfahrtsministerium bereitgestellten 22,31 Milliarden Pesos für 4.753 Individuen betreffen gerade mal 1,5% von den 5 Millionen ärmsten Familien. Fortschrittliche Organisationen ziehen daraus den Schluss: Ohne Massentestung, die Qualitätsverbesserung von Krankhäusern, genügenden persönlichen Schutz für Gesundheitsbeschäftigte und adäquate ökonomische Unterstützung für die am meisten anfälligen Sektoren der Gesellschaft ist die andauernde Ausgangssperre gleichbedeutend mit einer Masseninhaftierung.

 

Bezugnehmend auf das kürzliche Statement von M. Bachelet, UN-Kommissarin für Menschenrechte, sofortige Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit von Häftlinge zu unternehmen, hat die Menschenrechtsorganisation Karapatan erneut die Massenentlassung von Häftlingen, insbesondere von Älteren, Schwangeren und kranken politischen Häftlingen gefordert. Mit Stand 28. März befinden sich 609 politische Häftlinge landesweit in verschiedenen Gefängnissen. Konkret fordert sie die Freilassung von 6 chronisch kranken politischen weiblichen Häftlingen aus dem Stadtgefängnis von Taguig und weiteren 9 weiblichen Häftlingen aus dem sog. Correctional Institut für Frauen in Mandaluyong.

Am 31.03. startet Karapatan dann eine online-Kampagne #SetThemFree und #FreePoliticalPrisonersPH für die Freilassung der Häftlinge. Der katholische Bischof Gerardo Alminaza unterstützt das mit einem eigenen Statement, in dem er die Duterte-Regierung auffordert, sofort die Gefängnisse zu entzerren, Massentests durchzuführen und separate Quarantäne-Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Die fortschrittliche Bauernorganisation UMA stellt sich ebenfalls hinter die Forderungen. Die meisten Häftlinge seien Bauern und Gewerkschaftsführer.