16.11.2015 / Ausland / Seite 7

Philippinen: Für den Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation wird Manila abgeriegelt

Rainer Werning

Vom heutigen Montag bis Freitag findet in der philippinischen Metropole Manila die seit langem größte und aufwendigste internationale Konferenz in dem südostasiatischen Land statt. Höhepunkt dieser Mammutveranstaltung ist die Zusammenkunft von insgesamt 21 Staats- und Regierungschefs am 18. und 19. November anlässlich der Jahrestagung der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftskooperation (APEC). Während Präsident Benigno S. Aquino III. und seine Regierungssprecher nicht müde werden, die potentiellen Segnungen dieses Gipfeltreffens zu preisen, mehren sich die Stimmen, die die Verschwendung im Vorfeld und während dieser APEC-Tagung anprangern.

»APEC ist für jedermann«, lautet der Slogan der Regierung. Journalisten haben die Kosten für den Gipfel berechnet. Mit mindestens zehn Milliarden Peso (umgerechnet zirka 200 Millionen Euro) wird die Ausrichtung dieses Treffens zu Buche schlagen. Auf Kritik stößt vor allem der Veranstaltungsort im Zentrum von Manila. Die »Großen dieser Welt« werden am Mittwoch und Donnerstag im Komplex des Philippine International Convention Centers (PICC) tagen. Ein symbolträchtiger Ort, weil das Mitte der 1970er Jahre auf Weisung des damaligen Herrscherehepaares Ferdinand und Imelda Marcos aus dem Boden gestampfte PICC als glänzende Vorzeigekulisse diente, um von den desolaten Verhältnissen in dem seinerzeit unter Kriegsrecht stehenden Land abzulenken.

Um die Zufahrtsstraßen zum PICC freizuhalten, werden ganze Straßenzüge tagelang abgeriegelt und für den öffentlichen Verkehr gesperrt. Außerdem wird von Dienstag bis Freitag der Schulunterricht ausgesetzt, und am Mittwoch und Donnerstag soll auch die Arbeit im Privatsektor weitgehend ruhen.

 

Über Manilas internationalen Flughafen ist ein Flugverbot verhängt worden. Und um das Stadtbild herauszuputzen, sind vorsorglich bestimmte Schichten der Gesellschaft in Geiselhaft genommen worden. Arme, Marginalisierte, Bettler und vor allem die kleinen Straßenverkäufer bleiben dem Blickfeld der ausländischen Gäste entzogen. Diese Menschen wurden an andere Orte verbracht, einige hinter Gitter gesperrt, oder das Ministerium für soziale Wohlfahrt und Entwicklung bot ihnen jeweils 4.000 Peso an, um sich eine Woche lang irgendwo einzuquartieren. Mehrere exponierte linke Kritiker wurden rund um die Uhr observiert, eingeschüchtert oder bedroht.

Am Wochenende nun reihte sich mit Fidel V. Ramos der landesweit bekannteste Elder Statesman in die Phalanx der Kritiker ein. Der ehemalige General und Expräsident war Ende November 1996 Gastgeber des damaligen 8. APEC-Gipfeltreffens. Dieses fand allerdings im zirka 50 Kilometer außerhalb Manilas gelegenen Subic statt, wo über Jahrzehnte die USA eine ihrer größten Militärbasen außerhalb des nordamerikanischen Kontinents unterhalten hatten. Dort oder im nahegelegene Clark, einst Stützpunkt der US-Luftwaffe, hätte, so Ramos, das Gipfeltreffen stattfinden sollen. Heute dienen sowohl die Clark-Freeport-Zone sowie die Subic-Bay-Freeport-Zone als Sonderwirtschaftszonen, in denen die Regierung ausländische Investoren anzusiedeln versucht. »Es ist traurig zu erleben«, erklärte am Wochenende Ramos verärgert, »dass die Bevölkerung dieses Großereignis wegen all der Unannehmlichkeiten, der Restriktionen, der Verbote und Behinderungen nicht genießen kann«.

Aquino zeigt sich von der Kritik unbeeindruckt. Er erhofft sich von seiner Gastgeberrolle einen glanzvollen Abgang aus der internationalen Politik. Im Mai 2016 finden die nächsten Wahlen statt, einen Monat später endet die Amtszeit des Präsidenten. Auf unzähligen Veranstaltungen, Demonstrationen und Kundgebungen im Vorfeld des Großspektakels, zu denen linke Gruppierungen, Frauenverbände, Gewerkschafter und Kirchenleute aufgerufen hatten, bildete Aquino die Zielscheibe der Kritik. Ihm und seiner Regierung wird vor allem vorgeworfen, sich in zahlreichen Krisen gegenüber den Armen und Marginalisierten passiv oder unsensibel verhalten zu haben.

Den Artikel finden Sie unter: http://www.jungewelt.de/2015/11-16/030.php

(c) Junge Welt 2015

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Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Donnerstag, 29. Oktober 2015, Nr. 251

Ausgabe vom 29.10.2015, Seite 6 / Ausland

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Im Visier des Militärs

 

Philippinen: Indigene protestieren gegen staatliche Unterdrückung

 

Von Rainer Werning

 

Studenten begrüßen protestierende Indigene am Montag in der philippinischen Hauptstadt Manila

Foto: AP Photo/Bullit Marquez

 

Demonstrationen und Kundgebungen prägen seit dem Wochenende das

Straßenbild in der philippinischen Hauptstadt Manila. Indigene aus allen

Teilen des Inselstaates protestieren für Gerechtigkeit und ein Ende von Mord, Vertreibung und andauernder Unterdrückung. Im Zentrum ihrer Kritik steht die Regierung von Präsident Benigno S. Aquino III., die vor den Wahlen im Mai 2016 derzeit eigentlich um Stimmen buhlen will.

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https://www.jungewelt.de/2015/09-07/018.php

Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Montag, 7. September 2015, Nr. 207

Ausgabe vom 07.09.2015, Seite 8 / Ansichten

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General-Amnesie

 

Petraeus: Mit Al-Qaida gegen IS

 

Von Rainer Werning

 

Mit Beelzebub gegen den Teufel. Mit afghanischen »Freiheitskämpfern« ein

Jahrzehnt lang gegen die sowjetische Besatzung. Mit US-Truppen gegen

eben diese »Freiheitskämpfer«, da sie zwischenzeitlich zu verdammenswürdigen Terroristen – sprich: Taliban – mutiert waren. Und

nochmals heftiger gegen die Taliban, weil diese Osama bin Laden und seine Recken der Al-Qaida als ideelle Gesamtterroristen in den Bergen Afghanistans Unterschlupf gewährten. Und heute? Mit eben den Al-Qaida-Leuten in der Nach-bin Laden-Ära, in Syrien organisiert in der Al-Nusra-Front, gegen den »Islamischen Staat« (IS)? Kein Problem: Das jedenfalls ist dieser Tage laut The Daily Beast die Botschaft von David Petraeus, eines Mannes, der vor allem während der achtjährigen Amtszeit von US-Präsident George W. Bush (Januar 2001 bis Januar 2009) eine glanzvolle Karriere hinlegte – vom »Aufstandsbekämpfungs«-Strategen im Irak, über den Posten des ISAF-Kommandeurs in Afghanistan bis hin zum Direktor der CIA von 2011 bis 2012. In beiden genannten Ländern ist der Name Petraeus untrennbar verbunden mit der Ausweitung von Bombenangriffen der US-Luftwaffe, die jeweils einen hohen Blutzoll unter der Zivilbevölkerung forderten.

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https://www.jungewelt.de/2015/09-05/021.php

Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Sa./So., 5./6. September 2015, Nr. 206

Ausgabe vom 05.09.2015, Seite 6 / Ausland

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Erbe des Vaters

 

    Philippinen: Sohn von Exdiktator Ferdinand E. Marcos will 2016 bei

    den Präsidentschaftswahlen antreten

 

Von Rainer Werning

 

Braver Sohn: »Bongbong« Marcos 2002 mit seiner Mutter Imelda

Foto: Reuters Photographer/Reuters

 

In mehreren Radio- und Fernsehinterviews hat der philippinische Senator

Ferdinand »Bongbong« Marcos junior (58) Ende August öffentlich angekündigt, dass er bei der nächsten Präsidentschaftswahl im Mai 2016 ein »höheres Amt« anstrebe. Offen ließ er lediglich, ob er sich für das Amt des Vizepräsidenten oder für das Präsidentenamt bewerben will. Angesprochen darauf, ob nicht das Erbe seines Vaters dagegen spreche, der von 1972 bis zu seinem Sturz im Februar 1986 die Philippinen mit Kriegsrecht regierte, die Staatskasse plünderte und Menschenrechtsverletzungen in großem Stil beging, blockte der Sohn ab: »Soll ich mich entschuldigen? Wofür denn? Etwa dafür, dass während der Amtszeit meines Vaters Tausende Kilometer asphaltierter Straßen gebaut wurden, unser Land eine umfassende Agrarreform erlebte und bei Reis zum Selbstversorger sowie der Energiesektor gestärkt wurde und wir in Asien die höchste Alphabetisierungsrate zu verzeichnen haben?« Der Großteil der Bevölkerung, fügte Marcos junior hinzu, sei ohnehin viel zu jung, um all das miterlebt zu haben. Hätte sein Vater allerdings weitere 20 Jahre im Amt bleiben können, stünden die Philippinen heute so da wie einst der Stadtstaat Singapur unter dem »starken Mann« Lee Kuan Yew. Schließlich werde die Geschichte über das politische Erbe seines Vaters entscheiden »und dabei belassen wir es«.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin
Gegründet 1947 – Montag, 17. August 2015, Nr. 189
Ausgabe vom 17.08.2015, Seite 7 / Ausland
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Wortkrieg vor Wahlkampf
Philippinen: Der Präsident und sein Vize streiten erbittert um das politische Erbe

Von Rainer Werning

Da demonstrierten sie noch Einigkeit: Präsident Präsident Benigno S. Aquino III. und sein Stellvertreter Jejomar Binay im Dezember 2014 bei einer Feier des Militärs
Foto: EPA/FRANCIS R. MALASIG/dpa-Bildfunk

Ausgerechnet in Makati City, Manilas Wirtschafts- und Finanzdistrikt, wo
die Familie des Vizepräsidenten Jejomar Binay seit knapp zwei Dekaden die Zitadellen der politischen Macht besetzt und das Rathaus als familiäres Fürstentum betrachtet, musste der zweite Mann im Staate am vergangenen Wochenende eine schwere Schlappe hinnehmen. Der einflussreiche Makati Business Club (MBC), dessen Mitglieder sich als
nationale Gralshüter des großen Geldes verstehen, stellte Binay das
denkbar schlechteste Zeugnis aus. Von insgesamt 64 unter die Lupe
genommenen Regierungsbehörden gab der MBC, was Kompetenz und
Effektivität betrifft, dem Büro des Vizepräsidenten die miserabelste
Bewertung.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Freitag, 31. Juli 2015, Nr. 175

Ausgabe vom 31.07.2015, Seite 6 / Ausland

 

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Eigenlob hinkt

 

Philippinischer Präsident spricht über vermeintliche Erfolge seiner

Regierung

 

Von Rainer Werning

 

Straßensperre am Montag in Quezon City, wo der Präsident Aquino abgeschottet von der Bevölkerung vor seinen Anhängern sprach

Foto: Lorgina Minguito/Reuters

 

Am Montag nutzte der philippinische Präsident Benigno S. Aquino III.

anlässlich seiner letzten Rede zur Lage der Nation die Gelegenheit, um

in der ihm eigentümlichen Weise sich selbst und die Errungenschaften seines Kabinetts innerhalb der vergangenen fünf Jahre vollmundig zu loben. Über zwei Stunden lang reihte er aus Sicht der Regierung eine Erfolgsgeschichte an die andere, immer wieder unterbrochen von eingestreuten Statements ausgewählter Personen, die des Präsidenten Reformeifer lobten und dessen Segnungen priesen. Es war die längste der insgesamt sechs Reden zur Lage der Nation, die Aquino hielt, dessen Amtszeit Ende Juni 2016 endet. Laut Verfassung ist eine Wiederwahl ausgeschlossen.

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