Übersetzt von Rainer Werning

Filipinos verdienen es, dass die Präsidentschaftswahlen im Mai 2022 anders ablaufen als die bisherigen. Wer von den Anwärtern ist schon bereit, sich mit dauerhaften Themen zu befassen, die viel komplexer und herausfordernder geworden sind? In den vergangenen fünf Jahren der Präsidentschaft Dutertes herrschte ein Klima der Angst: mutwillige Tötungen als Folge des Drogenkriegs und des sozialen Aktivismus, ein Anti-Terror-Gesetz, das politischen Dissens bedroht, eine Wirtschaft im Sinkflug sowie ein öffentliches Gesundheitssystem, dessen fundamentale Mängel die Pandemie schonungslos offenlegte.

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Rainer Werning besorgte die vom Autor autorisierte Übersetzung ins Deutsche.

Die aktuelle Welle von Red-Tagging in den Philippinen, in deren Verlauf die Regierung bestimmte Personen als Kommunisten „brandmarkt“, ist in den letzten Wochen immer höher geschwappt. Sie erfasst Journalisten, Schauspieler, NGO-Mitarbeiter, Kirchenleute, Pädagogen und Mitglieder des Kongresses gleichermaßen und jüngst sogar diejenigen, die Gemeinschaftsspeicher oder Lebensmittelbanken, sogenannte „community pantries“, für die Armen organisieren.

Die Wurzeln des Red-Tagging sind nicht philippinisch, sondern us-amerikanischen Ursprungs, wo der Begriff „red scare“ verwendet wurde. Der erste „Red Scare“ entstand nach dem Sieg der Bolschewiken 1917 und der Gründung der Sowjetunion. Die USA sahen in dem neuen mächtigen kommunistischen Staat eine Bedrohung für den amerikanischen Kapitalismus.