Junge Welt – Rainer Werning – Historischer Vorläufer

18.11.2015 / Schwerpunkt / Seite 3

1996 fand ein APEC-Gipfel in Subic statt

Rainer Werning

Ausgerechnet im philippinischen Subic Bay fand bereits am 24./25. November 1996 das 8. Gipfeltreffen von damals 18 Staats- und Regierungschefs der APEC statt. Vier Jahre zuvor war dort zum letzten Mal die US-Flagge eingeholt und der vormals größte Marinestützpunkt außerhalb des nordamerikanischen Kontinents geschlossen worden. Subic Naval Base hatte den Amerikanern Jahrzehnte lang als Hauptstützpunkt ihrer bis zum Roten Meer operierenden 7. US-Flotte gedient. Zusammen mit Clark Air Field in der nahegelegenen Stadt Angeles City waren dies die beiden bedeutsamsten logistischen Dreh- und Angelpunkte ihrer Aggression gegen die Völker Vietnams, Kambodschas und Laos‘.

Pikanterweise war damals eine Naturkatastrophe – der Ausbruch des Vulkans Pinatubo – mitverantwortlich dafür, daß die GIs die mit einer dicken Laharschicht überzogenen Basen rascher als erwartet räumten. Seitdem sollte dort neben Hongkong ein zweites regionales Business- und Finanzzentrum entstehen. Gegenwärtig avisiert die philippinische Marine eine Renovierung und einen Ausbau von Subic, was letztlich der U.S. Navy zugute kommt. Schließlich patrouillieren deren Kriegsschiffe die Gewässer des Südchinesischen Meeres, das in Manila mittlerweile als Westphilippinische See kartographiert ist.

Bereits im Vorfeld des APEC-Gipfels 1996 war die Regierung unter Exgeneral Fidel V. Ramos auf intensive Imagepflege bedacht. Dabei zog sie sämtliche Register, um den ordnungsgemäßen Ablauf des auch seinerzeit höchst publicityträchtigen Spektakels zu garantieren. Als einstiger Polizeichef unter Diktator Ferdinand E. Marcos (1966-86) reaktivierten Ramos und sein damaliger Sicherheitsberater General José Almonte die bereits totgeglaubte »Nationale Sicherheitsdoktrin«. Diese ominöse Doktrin diente einst zahlreichen Militärcliquen im Trikont zur eigenen Herrschaftssicherung in vermeintlicher Abwehr »kommunistischer Subversion«. Insgesamt 50.000 Sicherheitskräfte hatten Ramos & Co. zum martialischen Schutz der APEC-Gäste aufbieten lassen. Und wie zu Marcos-Zeiten besann man sich auch auf Sanitäres: Im Zuge »städtischer Verschönerungsprogramme« mussten etliche Slums samt ihren Bewohnern den Blicken der ausländischen Besucher entzogen werden. Ihre Wohnviertel wurden kurzerhand durch angerückte Bulldozer plattgewalzt, ohne den Betroffenen eine angemessene Unterkunft zu garantieren. Nach Schätzungen von Sozialeinrichtungen der katholischen Kirche waren von solchen »demolitions« allein in der Hauptstadt Manila 16.000 Familien (insgesamt ca. 100.000 Menschen) betroffen.

Die angeblich schöne neue Weltordnung im Sog des APEC-Gipfels, welche die Ramos-Regierung ihren Landsleuten in Form aufwendiger Werbespots in sämtlichen Medien vorgegaukelt hatte, führte in der Umgebung des Tagungsortes Subic – in den Provinzen Zambales, Bataan und Pampanga – auch damals zur massiven Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Straßen- und teilweise Ausgangssperren wurden errichtet, und selbst vor verordnetem unbezahltem Zwangsurlaub landwirtschaftlicher Arbeiter und Gewerkschafter schreckten die Behörden nicht zurück. Um sicherzugehen, dass Regimekritik keine internationale Beachtung fand, ließ Ramos eine »schwarze Liste« mit etwa 100 Namen unerwünschter Personen erstellen, denen die Einreise ins Land und damit die Teilnahme am alternativen Manila People’s Forum in- wie ausländischer Nichtregierungsorganisationen verweigert wurde. Als »unerwünscht« galten unter anderen Danielle Mitterand, die Witwe des früheren französischen Präsidenten, sowie die beiden Friedensnobelpreisträger Bischof Desmond Tutu aus Südafrika und José Ramos-Horta aus Osttimor.

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