https://www.jungewelt.de/2015/09-07/018.php

Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Montag, 7. September 2015, Nr. 207

Ausgabe vom 07.09.2015, Seite 8 / Ansichten

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General-Amnesie

 

Petraeus: Mit Al-Qaida gegen IS

 

Von Rainer Werning

 

Mit Beelzebub gegen den Teufel. Mit afghanischen »Freiheitskämpfern« ein

Jahrzehnt lang gegen die sowjetische Besatzung. Mit US-Truppen gegen

eben diese »Freiheitskämpfer«, da sie zwischenzeitlich zu verdammenswürdigen Terroristen – sprich: Taliban – mutiert waren. Und

nochmals heftiger gegen die Taliban, weil diese Osama bin Laden und seine Recken der Al-Qaida als ideelle Gesamtterroristen in den Bergen Afghanistans Unterschlupf gewährten. Und heute? Mit eben den Al-Qaida-Leuten in der Nach-bin Laden-Ära, in Syrien organisiert in der Al-Nusra-Front, gegen den »Islamischen Staat« (IS)? Kein Problem: Das jedenfalls ist dieser Tage laut The Daily Beast die Botschaft von David Petraeus, eines Mannes, der vor allem während der achtjährigen Amtszeit von US-Präsident George W. Bush (Januar 2001 bis Januar 2009) eine glanzvolle Karriere hinlegte – vom »Aufstandsbekämpfungs«-Strategen im Irak, über den Posten des ISAF-Kommandeurs in Afghanistan bis hin zum Direktor der CIA von 2011 bis 2012. In beiden genannten Ländern ist der Name Petraeus untrennbar verbunden mit der Ausweitung von Bombenangriffen der US-Luftwaffe, die jeweils einen hohen Blutzoll unter der Zivilbevölkerung forderten.

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https://www.jungewelt.de/2015/09-05/021.php

Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Sa./So., 5./6. September 2015, Nr. 206

Ausgabe vom 05.09.2015, Seite 6 / Ausland

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Erbe des Vaters

 

    Philippinen: Sohn von Exdiktator Ferdinand E. Marcos will 2016 bei

    den Präsidentschaftswahlen antreten

 

Von Rainer Werning

 

Braver Sohn: »Bongbong« Marcos 2002 mit seiner Mutter Imelda

Foto: Reuters Photographer/Reuters

 

In mehreren Radio- und Fernsehinterviews hat der philippinische Senator

Ferdinand »Bongbong« Marcos junior (58) Ende August öffentlich angekündigt, dass er bei der nächsten Präsidentschaftswahl im Mai 2016 ein »höheres Amt« anstrebe. Offen ließ er lediglich, ob er sich für das Amt des Vizepräsidenten oder für das Präsidentenamt bewerben will. Angesprochen darauf, ob nicht das Erbe seines Vaters dagegen spreche, der von 1972 bis zu seinem Sturz im Februar 1986 die Philippinen mit Kriegsrecht regierte, die Staatskasse plünderte und Menschenrechtsverletzungen in großem Stil beging, blockte der Sohn ab: »Soll ich mich entschuldigen? Wofür denn? Etwa dafür, dass während der Amtszeit meines Vaters Tausende Kilometer asphaltierter Straßen gebaut wurden, unser Land eine umfassende Agrarreform erlebte und bei Reis zum Selbstversorger sowie der Energiesektor gestärkt wurde und wir in Asien die höchste Alphabetisierungsrate zu verzeichnen haben?« Der Großteil der Bevölkerung, fügte Marcos junior hinzu, sei ohnehin viel zu jung, um all das miterlebt zu haben. Hätte sein Vater allerdings weitere 20 Jahre im Amt bleiben können, stünden die Philippinen heute so da wie einst der Stadtstaat Singapur unter dem »starken Mann« Lee Kuan Yew. Schließlich werde die Geschichte über das politische Erbe seines Vaters entscheiden »und dabei belassen wir es«.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin
Gegründet 1947 – Montag, 17. August 2015, Nr. 189
Ausgabe vom 17.08.2015, Seite 7 / Ausland
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Wortkrieg vor Wahlkampf
Philippinen: Der Präsident und sein Vize streiten erbittert um das politische Erbe

Von Rainer Werning

Da demonstrierten sie noch Einigkeit: Präsident Präsident Benigno S. Aquino III. und sein Stellvertreter Jejomar Binay im Dezember 2014 bei einer Feier des Militärs
Foto: EPA/FRANCIS R. MALASIG/dpa-Bildfunk

Ausgerechnet in Makati City, Manilas Wirtschafts- und Finanzdistrikt, wo
die Familie des Vizepräsidenten Jejomar Binay seit knapp zwei Dekaden die Zitadellen der politischen Macht besetzt und das Rathaus als familiäres Fürstentum betrachtet, musste der zweite Mann im Staate am vergangenen Wochenende eine schwere Schlappe hinnehmen. Der einflussreiche Makati Business Club (MBC), dessen Mitglieder sich als
nationale Gralshüter des großen Geldes verstehen, stellte Binay das
denkbar schlechteste Zeugnis aus. Von insgesamt 64 unter die Lupe
genommenen Regierungsbehörden gab der MBC, was Kompetenz und
Effektivität betrifft, dem Büro des Vizepräsidenten die miserabelste
Bewertung.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Freitag, 31. Juli 2015, Nr. 175

Ausgabe vom 31.07.2015, Seite 6 / Ausland

 

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Eigenlob hinkt

 

Philippinischer Präsident spricht über vermeintliche Erfolge seiner

Regierung

 

Von Rainer Werning

 

Straßensperre am Montag in Quezon City, wo der Präsident Aquino abgeschottet von der Bevölkerung vor seinen Anhängern sprach

Foto: Lorgina Minguito/Reuters

 

Am Montag nutzte der philippinische Präsident Benigno S. Aquino III.

anlässlich seiner letzten Rede zur Lage der Nation die Gelegenheit, um

in der ihm eigentümlichen Weise sich selbst und die Errungenschaften seines Kabinetts innerhalb der vergangenen fünf Jahre vollmundig zu loben. Über zwei Stunden lang reihte er aus Sicht der Regierung eine Erfolgsgeschichte an die andere, immer wieder unterbrochen von eingestreuten Statements ausgewählter Personen, die des Präsidenten Reformeifer lobten und dessen Segnungen priesen. Es war die längste der insgesamt sechs Reden zur Lage der Nation, die Aquino hielt, dessen Amtszeit Ende Juni 2016 endet. Laut Verfassung ist eine Wiederwahl ausgeschlossen.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Freitag, 24. Juli 2015, Nr. 169

Ausgabe vom 24.07.2015, Seite 6 / Ausland

 

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 Zurück durch die Seitentür

  US-Pazifikflotte kann philippinische Militärbasis wieder nutzen

 Von Rainer Werning

Gemeinsame Flottenübung US-amerikanischer und philippinischer Marinesoldaten in den Gewässern der Westphilippinen

Foto: Francis R. Malasig/EPA/dpa-Bildfunk

 

Seit Wochenbeginn herrscht wieder Missstimmung zwischen Washington und

Peking. Das chinesische Verteidigungsministerium bezeichnete am Montag den zwei Tage zuvor erfolgten siebenstündigen Flug von US-Admiral Scott H. Swift an Bord eines Aufklärungsflugzeugs über das Südchinesische Meer als »Provokation«. Swift befand sich zu der Zeit in seiner Eigenschaft als Oberbefehlshaber der US-Pazifikflotte auf Philippinen-Visite und überflog eine Region, die seit Jahren ein Zankapfel zwischen Manila und Peking ist (s. jW vom 21.7.). Inzwischen kündigte die chinesische maritime Sicherheitsbehörde an, von Mittwoch dieser Woche an bis zum 31. Juli Militärmanöver in einem nicht näher bekanntgegebenen Gebiet östlich der Provinz Hainan abzuhalten.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Dienstag, 21. Juli 2015, Nr. 166

Ausgabe vom 21.07.2015, Seite 6 / Ausland

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Inselstreit und Spionageflüge

Neuer Kommandeur der US-Pazifikflotte zu Besuch in Philippinen.

Gemeinsamer Feind ist China

 

Von Rainer Werning

Kontrolliert den martimen Hinterhof der USA: Der neue Oberbefehlshaber der US-Pazifikflotte Admiral Scott H. Swift in Manila (17.7.2015) – Foto: AP Photo/Bullit Marquez

 

Für den seit sechs Wochen amtierenden und in Honolulu (Hawaii)

residierenden Oberbefehlshaber der US-amerikanischen Pazifikflotte (CINCPAC), Admiral Scott H. Swift, war seine am Sonntag zu Ende gegangene viertägige Philippinen-Visite ein Auftritt nach Maß. Der ebenfalls erst kürzlich in sein Amt eingeführte neue philippinische Generalstabschef, Generalleutnant Hernando Iriberri, hatte seinen US-amerikanischen Kollegen mit höchsten militärischen Ehren im Hauptquartier Camp Aguinaldo willkommen gehießen.

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PHILIPPINISCHE LITERATUR
Ein Buddha mit Baskenmütze
Er gehört zu den bedeutendsten Autoren der Philippinen:
Francisco Sionil José. Auch mit neunzig Jahren greift er in seinen Texten immer wieder das aktuelle Geschehen auf und die Mächtigen an.

Von Rainer Werning

WOZ – Rainer Werning – Francisco Sionil Jose – 20150709

Was das Geheimnis seines langen Lebens sei und was es mit der Baskenmütze auf sich habe – diese beiden Fragen wurden Francisco Sionil José letzten Dezember, als er seinen 90. Geburtstag feierte, vermehrt gestellt. Die Antwort des philippinischen Autors lautete dann: «Ganz einfach: Die Guten sterben früh, und die Mütze schützt mich vor einer Lungenentzündung.» Enge Vertraute und FreundInnen nennen Francisco Sionil José «Manong Frankie» – älterer Bruder Frankie. Wie kein anderer Schriftsteller seines Landes ist Manong Frankie ein Teil der turbulenten Zeitgeschichte des südostasiatischen Inselstaats. Humor, Schlagfertigkeit und ein gerüttelt Mass an Selbstpersiflage sind bis heute seine Markenzeichen. Wie ein in sich ruhender Buddha mit Baskenmütze bestaunt er verwundert sein eigenes hohes Alter und belächelt süf- fisant die Torheiten der weitaus jüngeren AutorInnen, die er schonungslos geisselt. Lesen, leben, schreiben Seinen Weg zur Literatur fand José, wie er selbst immer wieder gern erzählt, dank der Bücher der katholischen Leihbibliothek und der einzigen Strassenlaterne im Dorf. Unter ihr verbrachte er lesend viele Abendstunden, sofern Moskitoschwärme ihm nicht das Schmökern vermiesten. Hautnah erlebte er schon früh Konflikte zwischen GrossgrundbesitzerInnen und LandarbeiterInnen, den übermächtigen Einfluss der katholischen Kirche und die Bedeutung der eigenen Kultur.

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