Tageszeitung junge Welt / Berlin

Gegründet 1947 – Dienstag, 21. Juli 2015, Nr. 166

Ausgabe vom 21.07.2015, Seite 6 / Ausland

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Inselstreit und Spionageflüge

Neuer Kommandeur der US-Pazifikflotte zu Besuch in Philippinen.

Gemeinsamer Feind ist China

 

Von Rainer Werning

Kontrolliert den martimen Hinterhof der USA: Der neue Oberbefehlshaber der US-Pazifikflotte Admiral Scott H. Swift in Manila (17.7.2015) – Foto: AP Photo/Bullit Marquez

 

Für den seit sechs Wochen amtierenden und in Honolulu (Hawaii)

residierenden Oberbefehlshaber der US-amerikanischen Pazifikflotte (CINCPAC), Admiral Scott H. Swift, war seine am Sonntag zu Ende gegangene viertägige Philippinen-Visite ein Auftritt nach Maß. Der ebenfalls erst kürzlich in sein Amt eingeführte neue philippinische Generalstabschef, Generalleutnant Hernando Iriberri, hatte seinen US-amerikanischen Kollegen mit höchsten militärischen Ehren im Hauptquartier Camp Aguinaldo willkommen gehießen.

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PHILIPPINISCHE LITERATUR
Ein Buddha mit Baskenmütze
Er gehört zu den bedeutendsten Autoren der Philippinen:
Francisco Sionil José. Auch mit neunzig Jahren greift er in seinen Texten immer wieder das aktuelle Geschehen auf und die Mächtigen an.

Von Rainer Werning

WOZ – Rainer Werning – Francisco Sionil Jose – 20150709

Was das Geheimnis seines langen Lebens sei und was es mit der Baskenmütze auf sich habe – diese beiden Fragen wurden Francisco Sionil José letzten Dezember, als er seinen 90. Geburtstag feierte, vermehrt gestellt. Die Antwort des philippinischen Autors lautete dann: «Ganz einfach: Die Guten sterben früh, und die Mütze schützt mich vor einer Lungenentzündung.» Enge Vertraute und FreundInnen nennen Francisco Sionil José «Manong Frankie» – älterer Bruder Frankie. Wie kein anderer Schriftsteller seines Landes ist Manong Frankie ein Teil der turbulenten Zeitgeschichte des südostasiatischen Inselstaats. Humor, Schlagfertigkeit und ein gerüttelt Mass an Selbstpersiflage sind bis heute seine Markenzeichen. Wie ein in sich ruhender Buddha mit Baskenmütze bestaunt er verwundert sein eigenes hohes Alter und belächelt süf- fisant die Torheiten der weitaus jüngeren AutorInnen, die er schonungslos geisselt. Lesen, leben, schreiben Seinen Weg zur Literatur fand José, wie er selbst immer wieder gern erzählt, dank der Bücher der katholischen Leihbibliothek und der einzigen Strassenlaterne im Dorf. Unter ihr verbrachte er lesend viele Abendstunden, sofern Moskitoschwärme ihm nicht das Schmökern vermiesten. Hautnah erlebte er schon früh Konflikte zwischen GrossgrundbesitzerInnen und LandarbeiterInnen, den übermächtigen Einfluss der katholischen Kirche und die Bedeutung der eigenen Kultur.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin

Ausgabe vom 04.07.2015, Seiten 12 & 13 / Thema

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Befreiung nach Cäsarenart

 

Vor 70 Jahren, am 5. Juli 1945, erklärte US-General Douglas

MacArthur die Besatzung der Philippinen durch die Japaner für beendet.

 

Von Rainer Werning

 

»Amerikanischer Cäsar«: General Douglas MacArthur bei der Invasion der zentralphilippinischen Insel Leyte am 20. Oktober 1944

Foto: NARA/wikimedia.org/public domain

 

Er war während des Zweiten Weltkriegs als Oberkommandierender der »United States Army Forces in the Far East« (USAFFE) der unumstrittene

Star des amerikanischen Militärs im sogenannten Fernen Osten und im Pazifik. Als »Oberbefehlshaber der Alliierten Mächte« überwachte er nach der Kapitulation Japans Anfang September 1945 die Demilitarisierung des

Landes und schickte sich an, zu Beginn des Koreakrieges (1950–53) auch

zum mächtigsten Politiker in Washington aufzusteigen. Als er zur Abkürzung dieses Krieges die »Pulverisierung« grenznaher Städte der erst im Oktober 1949 gegründeten Volksrepublik China und die Eskalation des Krieges befürwortete (was nichts anderes bedeutete, als dass er auch den Einsatz von Atomwaffen befürwortete), entließ US-Präsident Harry S. Truman kurzerhand den mit einem gewaltigen Ego ausgestatteten und mehrfach mit hohen Orden dekorierten Berufssoldaten und bestallte als dessen Nachfolger General Matthew Ridgway. Die Rede ist von General Douglas MacArthur, den sein Biograph William Manchester trefflich als »amerikanischen Cäsar« titulierte.

RW-jW_2015-07-04-Befreiung nach Cäsarenart

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http://www.jungewelt.de/2015/06-18/013.php

Tageszeitung junge Welt / Berlin

Ausgabe vom 18.06.2015, Seite 6 / Ausland

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Philippinen: Während Friedensverhandlungen übergab die Moro

Islamische Befreiungsfront erste Waffen

 

Von Rainer Werning

Der MILF-Vorsitzende Al-Haj Murad Ebrahim (mit Waffe) und der philippinische Präsident Benigno S. Aquino III. (linksaußen) am Dienstag bei der Waffenübergabe der Rebellen

Foto: Romeo Ranoco/Reuters

 

Welch ein Kontrast! Vom »totalen Krieg« zum »totalen Frieden«? Vor 15

Jahren befahl der damalige philippinische Präsident Joseph E. Estrada ein martialisches Vorgehen gegen die Moro Islamische Befreiungsfront (MILF) und drohte ihren Kämpfern, sie – so wörtlich – »zu Asche zu pulverisieren«. Mitte Juli 2000 schickte Estrada dann Eliteeinheiten der Streitkräfte (AFP) gegen Camp Abubakar, das Hauptquartier der MILF. Die machten in der Endoffensive des »totalen Krieges« auch zahlreiche Häuser, Schulen und Moscheen dem Erdboden gleich. Unvergesslich die Bilder, da der Präsident in Kampfuniform, gleichzeitig Oberbefehlshaber der AFP, zusammen mit Soldaten auf den Trümmern zerschossener Gebäude ausgelassen feierte – inklusive herbeigeschafftem Bier und Whisky sowie geschmortem Schweinefleisch.

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https://www.jungewelt.de/2015/06-12/006.php

Tageszeitung junge Welt / Berlin

Ausgabe vom 12.06.2015, Seite 6 / Ausland

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Aus den Fugen geraten

Philippinen: Friedensvertrag mit der Moro Islamischen Befreiungsfront in Gefahr

Von Rainer Werning

Bild/Foto: Erik de Castro / Reuters

Das Kernstück des vor einem Jahr zwischen der Regierung von Präsident Benigno S. Aquino III. und der muslimischen Widerstandsorganisation, der Moro Islamischen Befreiungsfront (MILF), unterzeichneten Friedensvertrages erweist sich heute als größtes Hindernis für dessen Umsetzung. Das sogenannte Bangsamoro Basic Law (BBL, Grundgesetz) soll die rechtlichen Rahmenbedingungen einer neu zu schaffenden autonomen Bangsamoro-Region festlegen, die zeitgleich mit den nächsten landesweiten Wahlen im Mai 2016 geschaffen sein soll. Bis dahin gilt es, gleich mehrere hohe Hürden zu überwinden. Das BBL muss beide Kammern der Legislative, den Kongress und den Senat, passieren, bevor über dessen Annahme in einem Plebiszit entschieden wird. Ginge alles planmäßig über die Bühne, würde die bestehende Bangsamoro-Übergangskommission im Sommer 2016 die Regierung der neuen autonomen Bangsamoro-Region bilden.

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