Von Rainer Werning, Zamboanga City

Im Süden der Philippinen herrschte zu Beginn des Jahres Aufbruchstimmung. Doch die lang erhoffte Verständigung zwischen der Regierung und der muslimischen Befreiungsfront MILF blieb aus.

Adventszeit, Weihnachtszeit. Aber auch eine Zeit der Besinnung? Von wegen! Während in der Schweiz die immer früher geöffneten Weihnachtsmärkte dafür sorgen, dass Besucherscharen Bratwurstzipfel mit einer Tasse Glühwein hinunterspülen, haben die Filipinos längst ihre eigene, tropische Variante des Jahresendes kultiviert. Dort, wo in Südost­asien die meisten KatholikInnen leben, beginnt die Weihnachtszeit bereits an Allerheiligen. Und seitdem werden dort die Menschen bis zur Besinnungslosigkeit mit der Stimme von US-Swinglegende Bing Crosby traktiert: «Dreaming of a White Christmas» wird da rasch zum Albtraum. Unmengen von Plastik und Wattebäuschen dekorieren die Innenstädte – Zamboanga City, im Südwesten des Archipels gelegen, ist da keine Ausnahme.

Die einst schmucke Hafenstadt war während der US-amerikanischen Kolonialzeit (1898–1946) eine Frontstadt im Kampf gegen die rebellischen Muslime, verächtlich «Moros» genannt. Später machten die philippinischen Streitkräfte (AFP) die Stadt zur Zentrale ihres Südkommandos SouthCom, um von dort den Kampf gegen die Islamische Befreiungsfront der Moros (MILF) und die Neue Volksarmee (NPA), die kommunistische Guerillabewegung, zu koordinieren.

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Trauer um außergerichtlich hingerichteten Priester auf den Philippinen

Rainer Werning
In Rom und in der südphilippinischen Stadt Kidapawan wurde am gestrigen Dienstag in Trauerfeierlichkeiten des 59jährigen Priesters Fausto Tenorio gedacht, der in der vergangenen Woche erschossen wurde. Die Anteilnahme war ebenso groß wie die Empörung darüber, daß es sich bei dem Toten um das bereits 54. Opfer außergerichtlicher Hinrichtungen seit dem Amtsantritt von Präsident Benigno Aquino III Ende Juni 2010 handelt. Als Täter gelten Mitglieder der staatlichen Sicherheitskräfte oder Angehörige staatlich tolerierter Paramilitärs.
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Krieg im Süden der Philippinen – 26 tote Soldaten allein in vergangener Woche

Rainer Werning
Der philippinische Präsident Benigno Aquino III ist sauer. Als gleichzeitiger Oberkommandierender der Streitkräfte seines Landes (AFP) mußte er sich Ende letzter Woche anläßlich von Kommandeurstreffen im Camp Aguinaldo, dem AFP-Hauptquartier, sowie am Hauptsitz der Nationalpolizei in Camp Crame böse Botschaften anhören, die ihm das Wochenende gründlich vermiesten. Die Treffen waren so gelegt, daß der Präsident nicht fürchten mußte, mit Medienvertretern konfrontiert zu werden.So war es dem stellvertretenden AFP-Operationschef, Brigadegeneral Jose Mabanta, Jr., vorbehalten, die Hintergründe der tiefen Unzufriedenheit seines höchsten Vorgesetzten zu erhellen. Der Präsident, so Mabanta, zeige sich angesichts des Todes von 26 Soldaten binnen weniger Tage allein im Süden des Landes »zutiefst besorgt«. Bei Feuergefechten mit Einheiten der Moro-Islamischen Befreiungsfront (MILF) auf der Insel Basilan und im Süden der Hauptinsel Mindanao waren die meist unerfahrenen und mit dem Terrain nicht vertrauten AFP-Soldaten am 18. und 20. Oktober erschossen worden.Zwar behaupten Regierungsstellen, die Soldaten seien heimtückisch exekutiert worden, doch der ranghöchste Soldat in der Konfliktregion selbst und Befehlshaber des Western Mindanao Command (Westmincom) in Zamboanga City, Generalleutnant Raymundo Ferrer, sprach ganz offen von Koordinationsproblemen. Zumindest seien die Kampfhandlungen gegen die MILF und erst recht Operationen zur Ergreifung des MILF-Kommandeurs Dan Laksaw Asnawi auf Basilan nicht mit ihm und seinem Stab abgestimmt worden.

Rainer Werning
Für den heutigen Montag und den morgigen Dienstag ist in Genf die zweite direkte Gesprächsrunde zwischen der Demokratischen Volksrepublik Korea und den USA innerhalb von drei Monaten vorgesehen. Dort will die Delegation Pjöngjangs unter Leitung von Vizeaußenminister Kim Kye Gwan mit den US-amerikanischen Sondergesandten Stephen Bosworth und Glyn Davies über die Wiederaufnahme der sogenannten Sechsergespräche beraten.

Dabei wird auch das für Washington sensible Thema behandelt, ob und in welcher Weise weitere sterbliche Überreste von im Koreakrieg (1950 bis 53) gefallenen GIs in die Heimat überführt werden. Die Zeit drängt zum Handeln; das kommende Jahr ist für alle Beteiligten gleichermaßen bedeutsam. In den USA und Südkorea stehen Wahlen an, während sich Pjöngjang auf pompöse Jubelfeiern anläßlich des 100. Geburtstags des Staatsgründers und »Präsidenten auf Ewigkeit«, Kim Il-Sung, im April 2012 vorbereitet.

Zur Lösung des seit Jahren schwelenden Konflikts um Nordkoreas Atomprogramm war 2003 auf Initiative der VR China die Bildung der Sechsergesprächsrunde zustande gekommen. Neben dem Gastgeber gehören ihr die beiden Korea, Japan, Rußland und die USA an. Mitte Februar 2007 herrschte in Peking kurzzeitig Euphorie. Im Kern hatte man sich damals auf eine Vereinbarung geeinigt, die Energielieferungen an die Volksrepublik vorsah, die dafür im Gegenzug den Atomreaktor in Jongbjon schließen sowie die Rückkehr von Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) gestatten sollte.
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Der Publizist Rainer Werning ist ein ausgewiesener Kenner der Philippinen. Zahlreiche Publikationen mit Schwerpunkt Philippinen belegen dies nachdrücklich. Seine neueste Veröffentlichung ist ein Taschenbuch, das die europäischen Vermächtnisse auf den Philippinen zum Inhalt hat. Es gliedert sich in einen deutsch- und einen englischsprachigen Teil. So wird auch Lesern, die nur über englische Sprachkenntnisse verfügen, ein interessanter Lesestoff geboten. Trotz des beschränkten Seitenumfangs wartet das Taschenbuch mit einer Fülle von Details auf, die bisher in der deutschen Philippinenliteratur nicht oder nur wenig bekannt sind.

Die grundsätzliche Feststellung, dass die Geschichte der Philippinen in den vergangenen Jahrhunderten maßgeblich vom spanischen Kolonialismus und dem späteren amerikanischen Imperialismus bestimmt war und vielleicht auch noch bestimmt wird, wird mit vielen Hinweisen und Belegen dokumentiert.

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Nun also ist es amtlich: Der augenblicklich ideelle Gesamtschurke ist mit Muammar al-Gaddafi ein Mann, dem
es verwehrt blieb, sein 42. Amtsjahr rund abzuschließen. Dass er sich überhaupt so lange in seinen Zitadellen
der Macht verschanzt halten konnte, verdankte er der aktiven Mithilfe hochrangiger Politiker und Militärs
der „westlichen Werte- und Staatengemeinschaft“ und deren nicht minder schurkischen Geheimdienste – ein
nachgerade klassisches Banditentum auf Gegenseitigkeit!

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