Zum Tode des philippinischen Kommunisten Gregorio Rosal

Rainer Werning
 
Der 64jährige Gregorio Rosal, besser bekannt unter seinem Decknamen »Ka (Genosse) Roger«, war die längste Zeit seines Lebens für die philippinische Linke Gesicht und Herz des revolutionären Untergrunds. Für die Herrschenden seines Landes, vor allem für die Streitkräfte der Philippinen (AFP) und deren Kommandospitzen, war »Ka Roger« der ideelle Gesamtterrorist. Jahrelang hatten AFP-Eliteeinheiten etliche Militärkampagnen entfesselt, um den Mann zur Strecke zu bringen – vergeblich. Fabrizierte Anklagen gegen Rosal und selbst ein Kopfgeld in Höhe von fünf Millionen Peso (zirka 84000 Euro) fruchteten ebensowenig. »Ka Roger« foppte immer wieder seine Feinde, unterstützt und geschützt von einer wachsenden Zahl seiner Bewunderer diesseits und jenseits des politischen Untergrunds. Schließlich konnten seine Gegner und Feinde nicht umhin, ihm, dessen untrügliches Markenzeichen das ständige Tragen einer Mao-Ballonmütze war, zumindest unterschwellig Respekt zu zollen. Das will was heißen.

Am 9. Oktober veröffentlichte die Kommunistische Partei der Philippinen (CPP) auf ihrer Website die Nachricht vom Tode ihres Sprechers Gregorio »Ka Roger« Rosal. Er sei 64jährig bereits am 22. Juni in einer Guerillazone an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Die späte Bekanntmachung begründete die CPP-Führung damit, man hätte zunächst die Töchter des Verstorbenen und andere Verwandte informieren und gleichzeitig notwendige Sicherheitsvorkehrungen treffen müssen.
Read more »

Wir möchten auch auf neue Publikationen aus dem philippinenbüro und seinem Umfeld hinweisen. In zwei Wochen wird das Buch „Rohstoffrausch. Die Auswirkungen von Bergbau in den Philippinen“ (Hrsg: philippinenbüro) unter der ISBN 978-3-933341-55-6 erhältlich sein. Aus dem Klappentext:

„Bergbau in rohstoffreichen Ländern pendelt häufig zwischen hohen Erwartungen und ernüchternder Wirklichkeit. Deutsche und europäische Politik sind auf der Jagd nach Rohstoffen, fordern vor allem für ihre Unternehmen Rechte, wie Investitionssicherheit und Marktzugang. Dahingegen haben die Unternehmen kaum Pflichten.

Mit dem Mining Act von 1995 haben die Philippinen ein liberalisiertes Bergbaugesetz verabschiedet. Doch was sind die Konsequenzen für Mensch und Umwelt? Konnten die Versprechungen von Arbeitsplätzen und Investitionen gehalten werden? Wie wirkt sich Bergbau auf Menschenrechte aus? Das vorliegende Buch beleuchtet, welche Akteure Interesse an der Liberalisierung haben. Wer sind die Investoren, welche Unternehmen beteiligen sich am Abbau? Vor allem wird aber der Frage nachgegangen, welche Auswirkungen hat der Bergbau in den Philippinen auf die Menschenrechte, auf Indigene und lokale Gemeinschaften und auf die Umwelt. Es stellt zudem die Fragen, welche Rechenschaft müssen Unternehmen ablegen, welche Initiativen und welche Proteste gibt es in den Philippinen.“

Darüber hinaus erscheinen in Kürze die Tagungsdokumentation der Fachtagung „Menschenrechte in den Philippinen. Entwicklungen und Trends unter der Regierung Aquino“ (Hrsg.: Lilli Breininger und Hannah Wolf) – mehr Infos unter: Aktionsbündnis Menschenrechte – Philippinen. Weiterhin erscheint „Krone, Kreuz und Krieger“ Ende Oktober, das neue Buch von Autor Rainer Werning – mehr Infos unter: DP-Freunde.
Read more »

Seit fast einem Jahrzehnt (länger als der Zweite Weltkrieg)
herrscht in Afghanistan Krieg. Ein Krieg, der – so heißt
es unisono in den Hauptstädten der westlichen Staatengemeinschaft
– geführt wird im Namen von „freedom & democracy“.
Auch für den Einsatz von Kontingenten der Bundeswehr
wurde das Argument bemüht, „am Hindukusch“ werde
„unsere Freiheit verteidigt“. Was aber, wenn mit einem Scheitern
der militärischen Intervention in Afghanistan gleichzeitig
die im Westen als hehre Ideale ausgewiesenen Ziele
am Hindukusch zu begraben sind?

Gastbeitrag von Rainer Werning für die Rote Fahne 26/2011

 

Die Verhandlungen zwischen Vertretern der philippinischen Regierung und der Moro Islamischen Befreiungsfront befinden sich nunmehr im vierzehnten Jahr

Von Rainer Werning

Ende April trafen sich unter der Schirmherrschaft Malaysias die Unterhändler Manilas und der Moro Islamischen Befreiungsfront (MILF) zu einer erneuten Verhandlungsrunde in Kuala Lumpur. Das alles überragende Thema bleibt eine dauerhafte Friedenslösung für die Südphilippinen, wo bewaffnete Konflikte seit Ende der 1960er Jahre annähernd 150.000 Menschen das Leben kosteten und Hunderttausende zu Flüchtlingen werden ließen. Vor allem Jolo war damals das Epizentrum eines Bürgerkriegs, wo sich Angehörige des muslimischen Widerstandes (seinerzeit der Moro Nationalen Befreiungsfront, MNLF) heftige Gefechte mit den Regierungstruppen lieferten.

Read more »

Tageszeitung junge Welt / Berlin

02.05.2011 / Ausland / Seite 7

———————————————-

Jüngste Nordkoreareise des US-amerikanischen Expräsidenten James

Carter blieb im Ergebnis mager

 

Rainer Werning

 

Das hatte sich der frühere US-Präsident James Carter doch anders

vorgestellt. Sein dritter Besuch in Nordkorea, der ihn vom 26. bis zum

28. April in die Volksrepublik führte, verlief ohne konkrete Ergebnisse,

wenngleich im Vorfeld der Stippvisite hohe Erwartungen daran geknüpft

wurden. Schließlich hatte sich der Elder Statesman und

Friedensnobelpreisträger 2002 erhofft, einen Prozeß initiieren zu

können, um das seit dem Ende des Koreakrieges am 27. Juli 1953 lediglich

bestehende Waffenstillstandsabkommen schrittweise in eine

friedensvertragliche Regelung auf der koreanischen Halbinsel zu

überführen. Das klappte letztlich ebenso wenig wie ein Zusammentreffen

mit Nordkoreas mächtigem Vorsitzenden der Nationalen

Verteidigungskommission und »Geliebten Führer«, Kim Jong Il.

Read more »

Die Verhandlungen zwischen Vertretern der Regierung in Manila und den Rebellen der Moro Islamischen Befreiungsfront gehen nunmehr ins vierzehnte Jahr

Rainer Werning
Ende des Monats treffen sich unter der Schirmherrschaft Malaysias die Unterhändler Manilas und der Moro Islamischen Befreiungsfront (MILF) zu einer erneuten Verhandlungsrunde in Kuala Lumpur. Das alles überragende Thema ist eine dauerhafte Friedenslösung für den Süden des Archipels (Mindanao, Basilan, Jolo), wo bewaffnete Konflikte seit Ende der 1960er Jahre annähernd 150000 Menschen das Leben kosteten und Hunderttausende zu Flüchtlingen werden ließen. Kernproblem des Konflikts ist Land: Die heute bedeutsamste Widerstandsorganisation der muslimischen Bevölkerung, die MILF, will die Selbstverwaltung eines von ihr bestimmten Territoriums.
Read more »

Die Insel Jolo ist der mit Abstand unsicherste Teil der Philippinen. Das
Geschäft mit Entführungen und Drogenhandel boomt. Für geschickte Vermittler eine
lukrative Angelegenheit

Rainer Werning
Noch im Dezember letzten Jahres sprühte der drahtige
Mittvierziger, stets freundliche und zu Scherzen aufgelegte Malik
L. (Name geändert) vor Lebenslust. Mehrfach begleitete er mich
in den letzten Jahren auf Reisen durch die Insel Jolo auf den
südlichen Philippinen. Gemeinsam mit Verwandten und engen
Freunden sorgte er als ständiger Begleitschutz für die
notwendige »security«. Denn »Sicherheit«,
so einer von Maliks Lieblingssprüchen, war sein Geschäft,
»da kenne ich mich aus«. Kein Wunder, Malik arbeitete
hauptberuflich als Polizist. »Mitglied der Philippine
National Police«, wie er stets stolz betonte. Und immer
schwang dabei dieser ironische Unterton mit, der auf Jolo so
verbreitet ist. Denn nur mit Ironie, so scheint es, lassen sich die
allgegenwärtige Tristesse und Gewalt vergessen, der die knapp
500000 Einwohner der Insel ausgeliefert sind. 

Tragischer Verlust

Unvergeßlich die Szene, als Malik einmal nach einer
völlig schweißtreibenden Tages­tour zu verschiedenen
Gesprächspartnern ein frisches T-Shirt aus dem Wagen holte, es
sich überstreifte und breit grinsend, als schwenkte er
lausbübisch eine kleine Trophäe, auf die Hemdaufschrift
zeigte: »Feel safe tonight, sleep with a cop«
(»Fühl’ dich sicher heute Nacht, schlaf’ mit
’nem Polizisten«) – war darauf gedruckt. Dann
füllte er einen Plastikteller mit Reis, Gemüse,
Fischbällchen oder Seetang, sprenkelte Sojasauce darüber,
um sich, etwas abseits kauernd, zum Abendessen
zurückzuziehen.

Read more »