Der neue philippinische Präsident Benigno Aquino sieht sich mit einer Vielzahl Problemen konfrontiert

Rainer Werning
Die gute Nachricht zuerst: Wenn der fünfzigjährige Benigno »Noynoy« Aquino III heute (30. Juni) als 15. Präsident seines Landes vereidigt wird und in den Malacañang-Palast zu Manila einzieht, endet ein für die Masse der Filipinos ebenso dunkles wie verlorenes Jahrzehnt. Seine Vorgängerin Gloria Macapagal-Arroyo gilt nicht nur als meistgehaßte Präsidentin seit dem Diktator Ferdinand E. Marcos (1966–86). Der Name Arroyo steht synonym für Korruption, Skandale, Wahlfälschungen, massive Menschenrechtsverletzungen, staatliche Auftragsmorde und eine Politik, die ungeniert das internationale Big Business und die einheimische Oligarchie hofierte. Zu Lasten einer Bevölkerung, die während ihrer Amtszeit seit Januar 2001 die höchste Arbeitslosenrate und größte Armut seit Gründung der Republik im Sommer 1946 erlebte.Read more »

Tageszeitung junge Welt / Berlin

10.05.2010 / Ausland / Seite 6

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Rainer Werning

Für die Philippinen war die nun zu Ende gehende Amtszeit der seit Januar 2001 regierenden Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo ein verlorenes Jahrzehnt. Vetternwirtschaft und Korruption grassierten, während Armut und Arbeitslosigkeit zunahmen. Weit über 1000 Menschen wurden Opfer politischer Morde, die Täter sind allesamt auf freiem Fuß.

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Tageszeitung junge Welt / Berlin

05.05.2010 / Ausland / Seite 7

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Rainer Werning, Manila

Der Wahlkampf ist in vollem Gange. Er verläuft ebenso schrill wie inhaltsleer. Je näher der Abstimmungstermin 10. Mai rückt, desto häufiger greifen die Spitzenkandidaten auf Schmutzkampagnen zurück, um sich besser zu inszenieren. Politische Programme spielen bei alledem keine Rolle. Nur eines haben die dem Volk entrückten Kandidaten mit den Wählern gemein; sie treibt die Sorge um, ob denn alles mit rechten Dingen zugeht, wenn erstmalig in der Geschichte des Inselstaates landesweit vollautomatisiert die Stimmen ausgezählt werden sollen.

 

Bereits um die Jahreswende listete der 1999 in Manila gegründete Thinktank Pacific Strategies and Assessments (PSA) in seiner Einschätzung der bevorstehenden Wahlen 14 Gefahren auf, die deren Ausgang überschatten beziehungsweise sie sogar scheitern lassen könnten. Dazu zählte die PSA, zu deren Klientel vorrangig Botschaften sowie hochrangige Politiker und Wirtschaftsfachleute in der Region zählen, logistische und operationelle Probleme. Insgesamt müssen bis zum 10. Mai in den landesweit über 82000 Wahllokalen entsprechende PC, Scanner und Drucker bereitgestellt und einsatzbereit sein. Bei vorangegangenen Tests, die überdies in klimatisierten Räumen durchgeführt wurden, hat es Pannen gegeben. Der Quellcode, sozusagen das Hirn der Maschinen, bleibt ein Geheimnis der staatlichen Wahlkommission (Comelec) und der von ihr beauftragten Betreiberfirma Smartmatic-TIM – zum Verdruß unabhängiger IT-Experten. Darüber hinaus beklagte die PSA, die Comelec führe

veraltete Wählerlisten, in denen Doppelnennungen ebenso häufig vorkommen

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Von Rainer Werning, Manila

Am kommenden Montag entscheidet sich, ob sich der Inselstaat von der Präsidentschaft Gloria Macapagal-Arroyos erholen kann – oder ob er endgültig zum Armenhaus Südostasiens verkommt.

«Ich habe mich entschlossen, bei der Präsidentschaftswahl im Mai 2004 nicht anzutreten. Würde ich kandidieren, erforderte das meinerseits grosse politische Anstrengungen. Da ich aber in den vergangenen zwei Jahren eine der Personen war, die für die nationale Zersplitterung und die tiefen Risse in der Gesellschaft die Hauptverantwortung trug, bedeuteten meine politischen Bemühungen eine nicht enden wollende Zersplitterung.»
Gloria Macapagal-Arroyo, Präsidentin der Philippinen, am 30. Dezember 2002

 

Das kleine schmucklose zweistöckige Gebäude mit der Hausnummer 531 in der Padre Faura Street in Manilas altem Stadtbezirk Ermita ist eine feine Adresse. Seit Mitte der sechziger Jahre zählt der hier untergebrachte Solidaridad Book Shop zu den bestsortierten Buchhandlungen im Megamoloch Manila. Solidaridad – das ist seitdem auch ein beliebter Treffpunkt von AutorInnen, Intellektuellen und Kunst- und Kulturschaffenden. Sie alle finden hier – wie Alkoholsüchtige im Spirituosenladen – den Stoff, nach dem ihnen der Sinn steht: Bücher von Theodor Adorno bis Emile Zola, vom Existenzialismus über den Zenbuddhismus bis zum Marxismus.

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http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=220798

Wenn der Kokon den Taifun zerstört, wird der Schmetterling die Sonne umarmen“. Mit dieser Metapher beschrieben philippinische Bürgerrechtler in den 1970er Jahren die Erwartung auf einen tiefgreifenden Wandel ihres Landes. Dort hatte Präsident Ferdinand E. Marcos am 21. September 1972 das Kriegsrecht ausgerufen und den Grundstein für ein diktatorisches Regime gelegt, das erst 1986 durch eine friedliche Revolution gestürzt wurde. Aber auch 35 Jahre danach ist die Vergangenheit noch lebendig. Jetzt droht der Taifun den Kokon zu zerstören. Eine Sendung von Rainer Werning. SWR2 Wissen vom 21.09.2007

 

Mit der willkürlichen Verhaftung von 43 medizinischen Pflegekräften eröffnet die philippinische Regierung

ihren stramm antikommunistischen Wahlkampf

 

Von Rainer Werning

 

Knapp drei Stunden dauerte der kombinierte Großeinsatz philippinischer Soldaten und Polizisten in den Morgenstunden des 6. Februar in der Ortschaft Morong in der an Manila angrenzenden Provinz Rizal, bis deren Kommandeure die Parole „mission accomplished“ ausgaben. Etwa 300 staatliche Sicherheitskräfte stürmten an jenem Samstagmorgen gewaltsam das Farmhaus von Dr. Melecia Velmonte, einer am regierungseigenen Philippine General Hospital in Manila tätigen und auf Infektionskrankheiten spezialisierten Ärztin, wo gerade ein 43-köpfiges Team von Pflegekräften einen medizinischen Fortbildungskurs absolvierte. Das Farmhaus diente in der Vergangenheit wiederholt als Trainingszentrum für landesweit in basisorientierten Gesundheitsprogrammen engagierte Mitarbeiter/innen und als Begegnungsstätte für medizinisches Fachpersonal aus dem universitären Bereich. Initiiert wurden die Kurse und Austauschprogramme maßgeblich von zwei sozialpolitisch engagierten NGOs, der eingetragenen Stiftung für gemeindeorientierte medizinische Entwicklung (COMMED) und dem landesweit verankerten Rat für Gesundheit und Entwicklung (CHD). Ohne einen gültigen Haftbefehl vorzuweisen, wurden alle Anwesenden durchsucht und gefesselt. Anschließend verband man ihnen die Augen, legte ihnen Handschellen an und transportierte sie wie Vieh auf Lastwagen und in bereitgestellten Minibussen ins benachbarte Militärcamp Capinpin.

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