Tageszeitung junge Welt / Berlin
Gegründet 1947 – Freitag, 3. August 2018, Nr. 177
Ausgabe vom 03.08.2018, Seite 6 / Ausland
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Durchmarsch für Gloria
Die philippinische Expräsidentin Macapagal-Arroyo
möchte Premierministerin werden
Von Rainer Werning
Mit allen Mitteln zurück an die Macht: Die ehemalige philippinische
Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo am 23. Juli in Quezon
Foto: Aaron Favila/AP Photo/dpa
Die vergangenen Wochen in Manila hatten es in sich. Der seit Sommer 2016 amtierende philippinische Präsident Rodrigo Duterte wollte am 23. Juli seine dritte Rede zur Lage der Nation halten. Doch daran hinderten ihn Kabalen im Repräsentantenhaus. Dessen Sprecher, Pantaleon Alvarez, wurde in einem Mehrheitsvotum kurzerhand seines Amtes enthoben und durch die von 2001 bis 2010 regierende Staatschefin Gloria Macapagal-Arroyo (kurz GMA genannt) ersetzt; eine Politikerin, die reichlich Dreck am Stecken hat. Ihre Familie hatte sich während ihrer Amtszeit schamlos bereichert.
GMA gelang es nicht nur, Duterte kurzfristig die Schau zu stehlen. Selbst die Verabschiedung des Grundgesetzes der im südlichen Landesteil neu entstehenden autonomen Region Bangsamoro, ein seit langem geplantes Vorhaben, verzögerte sich. Duterte konnte dieses erst am 26. Juli unterzeichnen. Nach jahrelangen mühseligen Verhandlungen und zwischenzeitlich schweren Rückschlägen hatten sich die Regierung in Manila und die Führung der vormals größten und bedeutendsten Widerstandsbewegung, der »Moro Islamischen Befreiungsfront« (MILF), darauf verständigt, Südostasiens ältesten Regionalkonflikt im Süden der Philippinen beizulegen und dort eine dauerhafte Friedenslösung anzustreben. Was als Meilenstein hätte gefeiert werden sollen, wurde von diesem schmutzigen Machtkampf überschattet.
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