Vorabnotiz von Rainer Werning zu diesem deutsch-englischen Beitrag:

Epifanio San Juan, Jr. oder E. San Juan, Jr. ist einer der herausragendsten und vielseitigsten philippinisch-US-amerikanischen Intellektuellen, dessen Arbeiten ein breites Spektrum von Bereichen und Disziplinen, von Kulturstudien, vergleichender Literaturwissenschaft, ethnischen und rassischen Studien, postkolonialer Theorie, Semiotik bis hin zu philosophischen Untersuchungen des historischen Materialismus umfasst. Gleichzeitig versteht er sich als Sozialaktivist, dessen Politisierung in den Studentenbewegungen in den Philippinen und in den USA in den 1950er und 1960er Jahren erfolgte.

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Zwei Tage vor Beginn der Öffnung philippinischer Schulen für den Präsenzunterricht standen Eltern in langen Warteschlangen vor dem Amt für „Soziales, Wohlfahrt und Entwicklung“.

Einige hatten schon die Nacht dort verbracht, um pünktlich zur Öffnung des Amtes dranzukommen. Andere mussten nach langem Warten wieder umkehren, weil ihnen Dokumente fehlten.

Der Ansturm zeigte, wie stark sich die ökonomische Situation vieler philippinischer Familien, insbesondere durch Preissteigerungen in der letzten Zeit, verschlechtert hatte.

Fortschrittliche Gruppen wie die Parteiliste Kabataan, Kadamay und Gabriela kritisieren neben der schlechten Organisation der Auszahlung der Gelder die viel zu niedrig angesetzte Einkommensgrenze, ab der eine Familie Beihilfen erhält und die geringe Summe der Beihilfe. Beides gehe völlig an der Realität vorbei.

Nach mehr als zweijähriger Schließung wegen der Corona-Pandemie öffnen die meisten Schulen wieder für Präsenzunterricht. Viele Kinder müssen eine Menge aufholen. Schon vor der Pandemie konnten neun von zehn Kindern in den Philippinen mit zehn Jahren keinen einfachen Text lesen und verstehen. Die Corona-Pandemie hat die Armut vieler Familien noch verschlimmert. Viele Eltern wissen nicht, wie sie den Schulbesuch ihrer Kinder bezahlen können. Die Regierung kündigt daher geringfügige finanzielle Hilfen an.

Der 64-jährige Diktatorensohn Ferdinand Marcos Junior – von seinen Anhängern kurz „Bongbong“ oder noch kürzer „BBM“ genannt – wurde am 30. Juni als 17. philippinischer Präsident vereidigt. Und das ausgerechnet im Nationalmuseum der Metropole Manila, einem neoklassizistischen Bau, der 1921 von den damaligen US-amerikanischen Kolonialherren errichtet wurde und bis 1972 als Kongressgebäude diente. Dort ließ sein Vater nach jeweils erfolgter Rede an die Nation Anfang 1970 und 1971 massenhafte Proteste gegen sein Regime brutal niederknüppeln. Im Zuge dieser Gewaltorgie fanden auch mehrere Studenten den Tod. Was ein Fanal setzte und die Bewegung des historischen „First Quarter Storm“ („Vierteljahresturm“) [1] entfachte. Ein Jahr später rief Marcos Senior (1965-86) landesweit das Kriegsrecht aus, das de jure bis Anfang 1981, faktisch indes bis zu seinem Sturz Ende Februar 1986 währte. 36 Jahre später führt dessen einziger Sohn das väterliche Erbe fort. Ein Rück- und Ausblick von Rainer Werning.

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